Zoran Bihac, Absolvent Regie/Werbefilm
„Vorbereitung ist das A und O!“
Kaum ein Filmakademie-Ehemaliger hat wohl eine so kurze Studienzeit vorzuweisen wie er. Regisseur Zoran Bihac erntete mit seinem ersten Semesterprojekt eine so große Anerkennung, dass er darauf verzichtete, einen Abschluss zu machen und gleich den Sprung in die Branche wagte. Geschadet hat es ihm nicht, auch wenn er somit kein waschechter Alumnus ist. Heute ist er ein gefragter Musikvideo- und Werbefilmregisseur und gleichzeitig Dozent der Werbefilmabteilung der Filmakademie Baden-Württemberg.
Geboren am 26.12.1965 in Ludwigsburg, hat er sich seinen Traum erfüllt und seine Leidenschaft - das Filmedrehen - zum Beruf gemacht. Seine Karriere begann, als er sich für den Studiengang Bühnenbild an der Kunstakademie in Stuttgart einschrieb. Es war die Vielseitigkeit, die ihn am Bühnenbild faszinierte. „Was mir damals gefiel, war, dass viele verschiedene Teile ein Ganzes bilden: Menschen, Szenerie, Bild, Drama, sogar Musik. Auf den Regiebereich trifft dieses natürlich noch mehr zu als auf das Bühnenbild.“
Nachdem er zunächst Zeichentrickfilme realisierte, bemerkte er, dass ihn die Arbeit mit realen Menschen mehr ansprach. Er fing an, Musikvideos für befreundete Bands zu drehen und besuchte bald die Industriefilmklasse der Filmakademie Baden-Württemberg. Obwohl er als Semesterprojekt einen Imagefilm drehen sollte, realisierte er einen Werbespot, der durch seine Originalität sowohl national als auch international für Aufsehen sorgte und Bihac erste größere Aufträge aus der Filmbranche einbrachte. Statt sein Studium weiterzuführen, entschloss er sich, die Akademie zu verlassen. „Ich wusste, dass ich das nicht mehr toppen konnte, und als ich dann vor der Wahl stand, ein Greenscreen-Seminar an der Filmakademie zu besuchen oder ein Projekt in Island umzusetzen, entschied ich mich für Letzteres.“
Mittlerweile ist Zoran im Werbefilmbereich fest etabliert. Was ihn an Werbung reizt, sind die vielen kleinen Projekte, bei denen man im Vergleich zum szenischen Film schneller arbeiten und somit seine Vision in kürzerer Zeit umsetzen kann. Nicht selten dreht er 2-3 Werbespots am Tag. Er liebt es, am Set zu sein und gemeinsam mit seinem Team etwas Neues zu kreieren. „Was mich fasziniert, ist, dass man eine eigene Realität erschafft, in die man das Publikum hineinziehen kann.“
Seinen Ausgleich findet er heute noch immer beim Drehen von Musikvideos, die zwar weniger lukrativ sind, jedoch sehr viel mehr kreative Freiheiten beinhalten. Werbung betrachtet er als Prostitution, während Musikvideos eher mit der Zeugung von Kindern vergleichbar seien. Das eine sei ein Job, mit dem man Geld verdiene, das andere geschehe aus Liebe. So sei er schon „Liebesbeziehungen“ eingegangen mit Rammstein, den Fantastischen 4 und zahlreichen anderen bekannten Musikern. „Wenn ich was mache, kann ich das nur mit Herzblut machen, sonst wird’s nicht gut. Ich muss da mein Gefühl reingeben.“
Trotzdem ist er der Meinung, dass ein guter Regisseur alles inszenieren kann. Über allem stehe sowieso die Idee. Inspirationen holt sich Zoran aus Filmen, Fotos, Comics oder Musik. „Ich habe früher als Kind immer Platten mit Kopfhörern gehört. Da kamen mir Bilder in den Kopf, wie ich meine Geliebte rette. Das ist heute noch genauso.“
Das großartigste Filmerlebnis ist für Zoran, einen wahren Moment einzufangen. Alles, was wahrhaftig ist, empfindet er als toll. Das Schlimmste sei, wenn man etwas dreht, das später nicht das Resultat ist, das man sich ausgemalt hatte. Gerade das passiere leider immer wieder. Vorbereitung sei deshalb das A und O. Bihac macht vor jedem Dreh Scribbles von den Bildern, die er gerne drehen möchte, benutzt diese aber lediglich als Sicherheitsnetz, um am Set zwar einen Überblick zu haben, aber trotzdem genug Freiraum zu lassen, um improvisieren zu können. „Man muss sich vorbereiten, aber gleichzeitig Spontaneität zulassen.“
Das trifft nicht nur beim Filmen selbst zu, sondern auch bei der Entscheidung, was man dreht. Bihac wollte sich nie festlegen oder in eine Schublade stecken lassen, weil er immer das machen wollte, wozu er Lust hatte. „Ich hab das Geschenk, dass ich arbeiten kann, was ich will. Trotzdem muss ich immer auf Standby sein. Dinge wie Ferien buchen kann ich mir nicht erlauben.“
Den Filmstudierenden rät er, flexibel zu sein, aber gleichzeitig zu wissen, in welche Richtung es gehen soll. „Jeder, der Regisseur wird, ist eitel. Wir suchen nach Bestätigung und manchmal erhält man sie, manchmal auch nicht. In dem Job kann man die meisten Lorbeeren bekommen und am meisten Kohle machen, man kann aber auch am tiefsten fallen.“
Einen guten Werbefilm mache vor allem aus, dass er nicht langweile. Zorans Wunsch für die Zukunft ist es, zum einen weiterhin Filme zu machen, die den Menschen gefallen und die für Unterhaltung sorgen, zum anderen etwas zu machen, mit dem er zu 100 Prozent zufrieden ist. „Ich bin sehr selbstkritisch, und insgeheim gibt es immer Zweifel an der eigenen Arbeit. Aber gerade das bringt einen auch dazu, immer besser zu werden.“
Autor: Peer-André Grote