Steffi Ackermann, Absolventin Produktion

„Ich wäre ohne die ‚Aka’ nie da, wo ich jetzt bin.“

Sie kommt mit wehendem Lockenkopf, frischer Energie und guter Laune in das charmante Literatur Café in Charlottenburg. Sie warnt augenzwinkernd, dass sie immer schon die Tendenz hatte, sehr ehrlich zu sein und dass wir dementsprechend einiges von dem, was sie erzählen wird, sicher nicht so „Eins zu Eins“ verwenden können, was ich ihr, in meinem übermüdeten Zustand, zusichere, bevor es losgeht.

Mit Film ist Steffi Ackermann schon als Schülerin in Berührung gekommen, als Komparsin für Babelsberger Produktionen, zu denen sie von zuhause aus mit dem Fahrrad fahren konnte und bei denen sie für ihre damaligen Verhältnisse „unfassbar viel Geld“ verdient hat.  Trotzdem zog es sie nach dem Abitur mit romantischen Vorstellungen zum Theater, und sie studierte, nach einem kurzen Jura-Intermezzo, Bühnenbild. Zunächst an der KHW Weißensee, dann in Wien - bemerkte aber bald, dass sie nicht durch ihre genialen Werke, sondern in erster Linie durch ihre Fähigkeit als Teamworkerin und Organisatorin von starken Aktionen glänzen konnte. 

Schon damals jobbte sie immer parallel beim Fernsehen, was sie heute jedem Studenten empfehlen kann, um einen Einblick in die anderen Abteilungen zu erhalten. Bevor sie sich mit fünfundzwanzig an der Filmakademie bewarb, durchlief sie von Kinderbetreuung, über Setassistenz, Garderobe, Tonassistenz und Aufnahmeleitung, Produktionsassistenz sämtliche Abteilungen, um schlussendlich herauszufinden, dass sie die Produktion am meisten interessierte.

Um aber auch eigene Ideen und Projekte verwirklichen zu können, wollte sie nochmal studieren, und zwar ganz bewusst nicht in Berlin, sondern, um keine Ablenkung zu haben, im beschaulichen Ludwigsburg. Als ich sie frage, ob sie als waschechte Großstädterin keine Kleinstadt-Depression bekommen habe, lacht sie nur und berichtet, dass sie sich zielstrebig in zahlreiche Projekte gestürzt hat. Zudem sei es privat auch nicht langweilig gewesen: Sie hatte spannende Kommilitonen und verliebte sich frisch und war somit „auf jeder Ebene gut beschäftigt.“ Sie sieht den Standort nicht als Nachteil: „Dadurch, dass alle in der Einöde sind, lernt man sich besser kennen und ist stärker vernetzt. Und diese Vernetzung und Unterstützung hilft einem später immer wieder.“ So begegnete sie zum Beispiel Jochen Laube bereits bei ihrer Aufnahmeprüfung und hat in ihm bis heute einen tollen Freund und Verbündeten gefunden. Die prägendste und spannendste Verbindung ist sicher Bora Dagtekin, den Sie über eine Zusammenarbeit an einem Kurzfilm kennenlernte und mit dem sie später die erfolgreiche und preisgekrönte Serie DOCTOR`s DIARY ins Leben rief. 

Gefördert wurde ihr Interesse an Stoffentwicklung, unter anderem in den Creative Producing-Seminaren von Michael Gutmann und Uli Limmer. Als besondere Highlights erlebte sie die Impulse von Arthur Hofer im International Producing und den Hollywood-Workshop, der ihr eine neue Haltung zum Filmemachen und andere Welt eröffnete.

Durch ihr Gespür für kreative Talente, gute Geschichten, tolle Personen-Konstellationen und den Drang, Projekte „liebevoller und dadurch besser zu gestalten“, konnte sie bereits während des Studiums die Grundsteine für ihre Karriere setzen. Generell sieht sie nur wenige Unterschiede zwischen der „Arbeitsweise an der ‚Aka’ oder draußen“, wichtiger ist überall „mit wem man arbeiten will und mit wem auch nicht.“ 

Glücklicherweise konnte sie direkt nach dem Studium in die Postproduktion des Dokumentarfilms HORST BUCHHOLZ...MEIN PAPA? einsteigen, der auf der Berlinale lief und ein sehr emotionales Projekt für alle Beteiligten war.

Während es viele ihrer Kommilitonen zum internationalen Kino oder Arthouse zog, entschloss sich Steffi Ackermann nach dem Diplom bewusst, wieder zurück zur Polyphon zu gehen und sich dem Fernsehen zu widmen. Nach einem Fernsehfilm konzentrierte sie sich rein auf die serielle Entwicklung, vor allem von DOCTOR`S DIARY:  „Ich war schon riesiger Serienfan, bevor es en vogue geworden ist, Serien zu produzieren!“, lächelt sie selbstbewusst und führt aus, dass es für sie zu dem Zeitpunkt als Produzentin wesentlich befriedigender war, an Serienformaten zu arbeiten als an Langfilmen. Man kann sich intensiv einbringen und von den Figuren, über die Erzählbögen, bis hin zu den kleinsten Details kreativ Anteil nehmen. Aber dass ihre Serie „so durch die Decke gehen würde“, damit hat sie damals nicht gerechnet. Seitdem suchte sie nach immer neuen Herausforderungen: Nach dem Kinofilm JESUS LIEBT MICH mit Florian David Fitz entwickelte sie die Serie DOC MEETS DORF für RTL und anschließend das internationale Kinderformat BINNY UND DER GEIST als erste deutsche Produktion mit dem Disney Channel.

Heute ist die Steffi Ackermann zufrieden, wie es gelaufen ist, hat eine siebenjährige Tochter, ist glücklich verheiratet und liebt ihren Beruf, der sie erfüllt und permanent neu fordert. Als ich sie zum Abschluss des Interviews frage, was sie uns Studierenden raten würde, erklärt sie, dass es wichtig ist, sich zu spezialisieren, die Dinge, die man tut, ehrlich und mit ganzem Einsatz zu verfolgen und die richtigen Partner zu finden! „Ohne die Aka wäre ich nie da, wo ich jetzt bin!“ Was bei anderen vielleicht nach abgedroschenen Phrasen klingen würde, kommt aus ihrem Mund ganz echt, denn alles, was sie tut, scheint genau nach diesen Maximen ausgerichtet zu sein. Ihr ist natürlich schon bewusst, dass sich der Markt in den nächsten Jahren verändern wird, sie sieht aber gleichzeitig eine Chance in der Fragmentierung und glaubt daran, dass es immer einen Weg gibt, neue und innovative Projekte zu entwickeln, wenn man die richtigen Verbündeten hat.  

Alumni-Profil Steffi Ackermann

Autor: Florian Schnell