Sascha Schwingel, Absolvent Produktion

„Jeder Film war ein weiterer Schritt."

Einen „Masterplan” hatte der ehemalige teamWorx-Produzent und heutige Degeto-Redaktionsleiter Sascha Schwingel nie. Stattdessen hat er kontinuierlich „einen Schritt vor den anderen” gesetzt, um seine Leidenschaft für Film beruflich ausleben zu können. 

„Alles hat sich nach und nach aufgebaut“, sagt Sascha Schwingel rückblickend, seine Vita betrachtend. Jahrelang war er nach seiner Zeit an der Filmakademie als Produzent für die Produktionsfirma teamWorx tätig, bevor er 2013 den Posten als Redaktionsleiter der Degeto übernahm. Viel von dem, was er sich beruflich über die Jahre aufgebaut hat, war von den Menschen um ihn herum abhängig, sagt er. So holte ihn Nico Hofmann zu Gründungszeiten der teamWorx an Bord, und Degeto-Geschäftsführerin Christine Strobl war mit aussschlaggebend dafür, auf die andere Seite des Tisches – den Redaktionsstuhl – zu wechseln.

Lust zu unterhalten

„Ich hatte schon immer Lust darauf, Leute zu unterhalten”, sagt Sascha Schwingel. Als Kind faszinierte ihn der flimmernde Bildschirm, und so hat er ROCKY „komplett stehend durch die angelehnte Wohnzimmertüre angeschaut.” Er lacht in Erinnerung daran. Der Gedanke, selbst am Schaffensprozess von Filmen beteiligt sein zu dürfen, war aber erst einmal „total weit weg.” So studierte der gebürtige Saarländer vorerst Betriebswirtschaftslehre in Aachen und stillte seine Unterhaltungslust mit Animateur-Jobs in einem Ferienclub und als Radio-Moderator. Außerdem organisierte er neben seinem Studium große Events. Der Moment, in dem dann 2500 Leute auf einer von ihm organisierten Party getanzt haben, hat ihn besonders beeindruckt. Eine Idee zu haben, diese umzusetzen, „etwas zu kreieren” und so viele Menschen damit zu unterhalten, gefiel ihm. Und er fragte sich: „In welchem Beruf hat man das sonst noch?” Ein Artikel in einer Zeitschrift, in dem der Beruf des TV-Producers vorgestellt wurde, gab ihm die Antwort. „Das ist genau DAS”, dachte sich Sascha Schwingel und schritt voran.

Das Studium – Ein Meilenstein

Als Set-Praktikant bei der Serie VERBOTENE LIEBE „habe ich dann das Essen der von Anstettens gekocht”, erinnert er sich schmunzelnd. Die Familie „von Anstetten” war zu dieser Zeit der Dreh- und Angelpunkt der Serie. Bei ihnen blieb er nicht lange, obwohl er nun wirklich „infiziert” war vom Schaffensprozess des Fernsehens. Sascha Schwingel zog weiter, war Aufnahmeleiter bei der Serie DER CLOWN und bewarb sich schließlich an der Filmakademie in Ludwigsburg. „Ich dachte, alle sind viel cooler und viel besser als ich”, erinnert er sich an den Tag seiner Aufnahmeprüfung. Aber „es hat sofort geklappt”, sagt er, und die Freude darüber schwingt noch heute in seiner Stimme mit. „Auf diese Schule gehen zu können, war mir sehr wichtig. Dass das ein Meilenstein ist, war mir damals irgendwie schon bewusst.” Seine Studienzeit empfand Sascha Schwingel als eine „super, super tolle Zeit.” Schulisch war er „in Richtung Spielfilm unterwegs”, in seiner Freizeit drehte er parallel Musikvideos und Werbeclips.

teamWorx

Dann kreuzte sich sein Weg mit dem von Nico Hofmann. Der stand gerade in den Startlöchern, um seine eigene Produktionsfirma teamWorx zu gründen. „Hast du Bock mitzumachen?” fragte er ihn, und kurze Zeit später schraubte Sascha Schwingel das Klingelschild der Produktionsfirma an die neuen Büroräume. Der damalige Junior Producer legte ein Urlaubsjahr an der Filmakademie ein, zog nach Berlin und sprang mit Rückendeckung der erfahrenden Produzenten Nico Hofmann, Ariane Krampe, Bettina Reitz und Doris Zander ins kalte Wasser. Zum Drehstart seines ersten TV-Movies rief er aus Marokko bei Nico Hofmann und Ariane Krampe in Berlin an. „Wir fangen jetzt an zu drehen”, teilte er ihnen mit, legte auf und dachte für einen Moment einfach nur: „Wie cool!” Statt wieder nach Ludwigsburg zurückzukehren, blieb er teamWorx von nun an erhalten. „Ich dachte, ich mache jetzt schon genau das, was ich machen will. Also bleibe ich gleich hier”, sagt er.

Auf die andere Seite des Fernsehtisches

Fünfzehn Jahre sollten es werden, in denen Sascha Schwingel als Produzent unter anderem Event-Movies wie HINDENBURG und DRESDEN verantwortete und dafür zweimal den Deutschen Fernsehpreis erhielt. Dann wechselte er auf die andere Seite des Tisches. „Wenn man sich nicht bewegt, rostet man”, begründet er seine Entscheidung.

Seit seinem Start als Redaktionsleiter der Degeto Film hat sich für ihn „alles verändert.” Als Produzent hat er fünf Filme im Jahr gemacht. Heute verantwortet er ungefähr hundert. Hinzu kommen die Personalverantworung und die Überlegungen, wo er mit der Redaktion der Degeto Film strategisch künftig hin möchte. „Die Aufgabe, die ich jetzt zu bewältigen habe, ist um ein Vielfaches komplexer und anspruchsvoller”, sagt er. Und sehr zeitintensiv. Die Drehbücher liest er zu Hause, wenn er aus der Redaktion kommt. Wie gut er seine neue Aufgabe bewältigt, „wird man in ein paar Jahren sehen können”, sagt er. Freuen würde sich Sascha Schwingel darüber, wenn er Programmmarken schaffen kann, „die eine gewisse Lebensdauer haben.” Er selbst ist aufgewachsen mit Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga und findet es wichtig, „Inhalte zu kreieren, die eine Haltbarkeit haben.” Auch – oder gerade – in einer schnellebigen Zeit wie heute. Er selbst hat noch viele Pläne, auch wenn er beruflich schon viel erreicht hat. „Von Ankommen ist keine Rede”, sagt Sascha Schwingel.

Alumni-Profil

Autorin: Elena Preine

Foto Sascha Schwingel: © Degeto