Philipp Steffens, Absolvent Produtkion / Serien Producing

Bereichsleiter Fiction bei der RTL Television GmbH

Philipp Steffens verfolgt seine professionelle Karriere mit Konsequenz und großem Einsatz. Bereits kurz nachdem er sein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg im Jahr 2006 beendet hatte, gründete er seine erste eigene Firma, mit der er u.a. die erfolgreiche Sat.1-Serie DER LETZTE BULLE produzierte. In der Folge gründete Steffens eine weitere Firma, produzierte internationale Kino-Koproduktionen sowie die Serien DER KNASTARZT für RTL und WEINBERG für TNT. Seit 2014 ist er Bereichsleiter Fiction bei der RTL Television GmbH.

Geboren wurde Philipp Steffens 1979 in Düsseldorf, aufgewachsen ist er in der ländlichen Eifel. Entgegen seinem späteren Werdegang galt sein Interesse zunächst nicht dem Film, sondern erst der Mode und dann der Musik. Praktika bei Radiosendern formten seinen Berufswunsch, bei einem Musik-Label anzufangen. Bevor ein Studium zum Toningenieur beginnen sollte, bemühte er sich aber um ein weiteres Praktikum in der Medienbranche – eigentlich nur, um Zeit zu überbrücken. „VIVA hätte gut zu meinem damaligen Berufswunsch gepasst – das war der hippste Sender seinerzeit – aber die haben mich nicht genommen,“ erinnert sich Steffens.

Stattdessen kam Steffens als Praktikant bei der CreaTV unter – einer RTL-Tochterfirma, die sich vor allem durch Talkshows einen Namen gemacht hatte, aber auch eine kleine Fiction-Abteilung betrieb. Die vielfältigen, verantwortungsvollen Aufgaben begeisterten Steffens sofort. „Ich hatte immer schon Interesse an Vermarktung, Wirtschaft und Finanzen. Aber eben auch am kreativen Prozess. Und eigentlich ab dem ersten Tag in diesem Praktikum wusste ich: genau das will ich machen – Produzent für Film- und Fernsehen.“

Als Steffens während eines Aufenthalts in London an einem Seminar von Robert McKee – einem bekannter Creative-Writing-Instructor – teilnahm, traf er durch eine glückliche Fügung auch Jan Harlan, Schwager und einst ausführender Produzent von Regie-Legende Stanley Kubrick. Harlan gab Steffens damals eine Liste der wichtigsten Werke der Filmgeschichte, um seinen filmhistorischen Horizont zu erweitern.

Steffens bewarb sich bald erfolgreich an zwei Filmhochschulen, der HFF Potsdam und der Filmakademie Baden-Württemberg. „Die Filmakademie hat mir dann letztlich das bessere Gefühl vermittelt. Hier wird seit jeher der Praxis-Aspekt groß geschrieben, was zu mir passte.“ So war es eine einfache Wahl, und im Herbst 2002 begann er sein Studium in Ludwigsburg.

Gleich zu Beginn bemühte sich Steffens um internationale Vernetzung, was ihn nach Straßburg zu EURIMAGES, dem Filmförderungsfonds des Europarates, führte. Dort erhielt er wertvolle Einblicke in die Mechanismen der europäischen Filmförderung. „Der damalige Leiter der Filmakademie, Dr. Arthur Hofer, kam mir da sehr entgegen, immerhin war ich ein halbes Jahr lang kaum im Unterricht.“ Aber auch im Rahmen des Studiums selbst kamen Einblicke in die internationale Filmbranche nicht zu kurz. Prominent zu erwähnen sind der Besuch des CineMart in Rotterdam sowie der Hollywood-Workshop Los Angeles.

Auch fuhr er jedes Jahr zum Filmfestival nach Cannes. Zusammen mit Kommilitonen teilte er sich die Fahrtkosten und übernachtete bei Bekannten. „Wir hängten dann in der Stadt die Plakate der Großen der Branche auf und haben dafür Tickets zu deren Partys bekommen. Und dort konnten wir dann Kontakte knüpfen – Kontakte, die bis heute bestehen.“

Seine Akademie-Projekte verfolgte Steffens ebenfalls mit Passion. Im Rahmen des Serien Producing-Studiums (damals noch einmalig in Deutschland) entwickelte er zusammen mit Kommilitonen seinen Serien-Diplomstoff VASSKO – IRGENDWO IM NIRGENDWO. „Mein Abschlussfilm war zwar als kurzer Serien-Pilot konzipiert, funktionierte aber auch als Einzelstück gut, was sich in Festivalerfolgen niederschlug.“ So wurde VASSKO u.a. für den Studio Hamburg Nachwuchspreis 2007 nominiert. „Das war eine sehr gute Visitenkarte.“

Im Zuge seines Abschlusses 2006 gründete Steffens zusammen mit den Kommilitonen Thomas Brettschneider und Lynn Schmitz seine erste eigene Produktionsfirma, greenskyFILMS. Mit ins Boot konnten sie auch die deutschstämmige Producerin In-Ah Lee holen, die ihren Sitz in Los Angeles hatte und u.a. bereits mit Wim Wenders zusammenarbeitete. So war die Firma schnell national wie international gut aufgestellt.

Aus heiterem Himmel kam dann die Idee zu DER LETZTE BULLE: „Ich war gerade auf dem Shorts at Moonlight-Festival und hatte plötzlich die Idee. Sofort rief ich die Autoren Robert Dannenberg und Stefan Scheich an, mit denen ich bereits mein Serien-Diplom entwickelt hatte, und innerhalb einer Woche stand das Grundkonzept, das bis zuletzt nicht verändert wurde.“

Und der Rest ist Fernsehgeschichte: DER LETZTE BULLE wurde von Sat.1 zusammen mit greenskyFILMS produziert und lief über fünf Jahre lang in insgesamt 60 Episoden. „Im Oktober 2007 saßen wir mit Sat.1 das erste Mal zusammen und ab Sommer 2008 drehten wir die ersten dreizehn Episoden. Parallel lief damals auch noch eine deutsch-schweizerische Koproduktion mit dem SWR – ein heißer Ritt war das, mit langen Arbeitstagen und wenig Schlaf.“

Im Jahr 2011 orientierte sich Steffens beruflich um, verließ greenskyFILMS und gründete seine neue Firma: Twenty Four 9 Films. Hier produzierte er unter anderem die internationale Kino-Koproduktion FLYING HOME von Regisseur Dominique Deruddere, für RTL DER KNASTARZT und für TNT die Serie WEINBERG.

Während der heißen Produktionsphase von WEINBERG trat RTL-Programmchef Frank Hoffmann an ihn heran und bot ihm die Position des Bereichsleiters Fiction an – ein reizvolles Angebot, welches er freudig annahm. Während seine Firma Twenty Four 9 Films derzeit ruht, konzentriert sich Philipp Steffens nun vollkommen auf seine neue Tätigkeit, wo er innovative, spannende Programminhalte sucht und entwickelt, die zum Senderprofil von RTL passen.

Alumni-Profil

Autor: Frank Kayan

Foto Philipp Steffens: © RTL, Stefan Gregorowius