Nami Strack, Absolventin Filmton/Sounddesign

Mit Energie und Liebe zum Ton

Im Alter von gerade mal 18 Jahren zum Traumstudium nach Großbritannien zu ziehen und dort in einem Plattenladen zu jobben, ist wohl etwas, das sich nur wenige trauen würden. Nami Strack hat auf ihrem Weg zur Sounddesignerin viele solcher Herausforderungen gemeistert, und es hat sich gelohnt. „Ich habe immer gedacht: Wenn sich etwas richtig anfühlt und ich will das machen, dann mache ich das auch.“ Heute ist sie nicht nur als freiberufliche Sounddesignerin tätig, sondern arbeitet auch in Teilzeit als Tontechnikerin für den WDR und betreut Diplomprojekte am Animationsinstitut der Filmakademie.

„Meine Liebe zum Ton kam über die Musik,“ erzählt die in Berlin aufgewachsene Nami Strack. „Ich komme aus einer Familie, in der Kunst und Kultur immer sehr wichtig waren.“ So ist u.a. ihre Mutter im Kulturmanagement tätig und Nami selbst gründete als Dreizehnjährige zusammen mit ihrer Schwester und einer Freundin eine eigene Band. Die Teenies mieteten sich einen Bandraum „für damals 100 Mark“ und machten dort eigene Aufnahmen. „Da war ich oft diejenige, die die Mikrofone aufgestellt und gerne mit Effekten, wie zum Beispiel Hall, in der Musik experimentiert hat.“ Aus der Liebe zum Ton wurde für Strack schon während ihrer Schulzeit die Gewissheit, dass sie auch beruflich in diese Richtung gehen wollte. „Ich wusste, was ich machen wollte. Es war klar, dass mir in meiner Familie nie jemand ausreden würde, etwas Kreatives zu machen. Nach der 12. Klasse stand ich vor der Wahl, die Klasse entweder zu wiederholen, um bessere Noten zu bekommen, oder etwas zu machen, wovon ich richtig überzeugt war. Was mich wirklich interessierte, waren Musikproduktion und Sounddesign.“

So packte die damals gerade volljährige junge Frau ihre Sachen und zog nach Großbritannien, um dort das College zu besuchen und damit die Grundlagen für ihren Traumberuf zu legen. „Das erste Jahr war echt hart. Ich hatte zwar keine Probleme mit den praktischen Aufgaben, habe aber in den schriftlichen Tests die Aufgabenstellungen oft falsch verstanden. Im zweiten Jahr lief das schon deutlich besser.“ Am College lernte sie auch die Möglichkeiten kennen, die sich aus der Verbindung von Musikproduktion und Sounddesign auf der einen und dem Medium Film auf der anderen Seite ergeben.

Nach ihrem Abschluss plante Strack zunächst, ein Studium in Deutschland zu beginnen, „aber dort gab es zu dem Zeitpunkt nur sehr stark auf theoretischen Inhalten aufgebaute Tonmeister-Studiengänge. Also habe ich erst ein Mal ein Jahr lang Praktika in verschiedenen deutschen Tonstudios gemacht.“ Im Anschluss daran zog es sie wieder zurück nach Großbritannien, wo sie ein Bachelorstudium „Sonic Design & Sound Art“ an der Universität in Brighton aufnahm. „Das Tolle an dem Studium dort war, dass wir auch viel mit Sounddesign experimentieren durften. So habe ich gelernt und gewissermaßen verankert, mit organischen und synthetischen Sounds ganz neu umzugehen.“ Während ihres Studiums jobbte sie in Brighton an einer Musikferienschule für Kinder, gab Workshops und nahm mit den Kindern gemeinsam Hörspiele auf. „Da merkte ich, dass es mir auch Spaß macht, andere für Sounddesign zu begeistern.“

Den Bachelorabschluss der Universität Brighton in der Tasche, bewarb sich Strack initiativ als Tontechnikerin beim WDR – und wurde angenommen. Wie mit einem Sprung ins kalte Wasser lernte sie dort die Abläufe von Vorproduktionen, die tontechnischen Aufgaben während einer Live-Sendung und die Arbeit im Team kennen. „Das ist ein extrem breit gefächertes Aufgabenfeld und eine krasse Verantwortung. Gleichzeitig wollte ich aber immer auch zurück zum Film.“

Durch einen glücklichen Zufall wurde genau zu dieser Zeit an der Filmakademie Baden-Württemberg ein neuer Studienschwerpunkt eröffnet: Filmton/Sounddesign. Nami Strack bewarb sich sofort. „Am Tag der Aufnahmeprüfung war ich so energetisch, hatte so viel Spaß an der Aufgabe, mit Händen und Füßen einen Animationsfilm zu vertonen, dass ich wusste: Ich will hier unbedingt hin!“

Daraufhin reduzierte sie ihre Stelle beim WDR auf 50% und begann zeitgleich ihr Studium an der Filmakademie. „Drei Jahre lang habe ich komplett durchgearbeitet. Mit Bahncard 100 und zwei Wohnungen habe ich WDR und Filmakademie parallel gemacht und selbst im Urlaub die ganze Zeit Atmo-Sounds aufgenommen.“ Besonders viel Freude machten ihr die Animationsprojekte der Filmakademie. „Man kann dort in der Tongestaltung so viel machen und eine ganz neue Ebene erzählen.“ Nach Einreichen ihres Diplomzeugnisses erhielt sie eine unbefristete Stelle beim WDR, die sie bis heute innehat. Als Dozentin und Betreuerin der Diplomprojekte des Animationsinstituts der Filmakademie fährt sie nach wie vor häufig nach Ludwigsburg, „mein Lebensmittelpunkt ist jetzt aber Köln. Dort ist auch mein Studio.“

Ihre Zeit an der Filmakademie hat Nami Strack in sehr guter Erinnerung. „Die ‚Aka’ ist eine Filmfabrik mit der besten technischen Ausstattung und einem so tollen Austausch zwischen den verschiedenen Departments der Filmproduktion, wie man ihn sich nur wünschen kann. Allerdings muss man vieles selbst in die Hand nehmen. Man muss sich immer kontrollieren und motivieren können. Jeden Stress, den man hier hat, macht man sich selbst, man kann vieles ausprobieren und an seine Grenzen kommen. Es macht ja auch irgendwie süchtig,“ erzählt sie fast schwärmerisch.

In ihrem Traumberuf ist Strack vollends angekommen. „2014, also in meinem ersten Jahr nach dem Diplom, hatte ich so viele freie Projekte, dass ich gar keine weiteren mehr hätte annehmen können. Aus der Zeit an der Filmakademie haben sich für mich persönlich so viele positive Sachen entwickelt.“ Zum Beispiel kam sie 2014 auf der Tonmeistertagung in Köln mit einem Mitarbeiter des Audio-Unternehmens Dolby ins Gespräch und erhielt dadurch die Möglichkeit, in Berlin einen Film in Dolby Atmos, einer neuen Surround-Sound-Technik, zu mischen. „Das war eine sehr spannende neue Erfahrung.“

Um doch mal vom Job abzuschalten, geht Nami Strack gerne Joggen oder zum Zumba. „Manchmal sitze ich auch einfach mal eine Stunde auf dem Balkon und höre Naturgeräuschen zu. Und ich reise gerne. Aber auch das immer mit meinem Aufnahmegerät,“ sagt sie und grinst.

Alumni-Profil

Autorin: Meike Katrin Stein