Mario Zozin, Absolvent Werbefilm (Regie)

Werbung – eine unterschätzte Kunstform!

1980 in Bonn geboren und bei Remagen am Rhein aufgewachsen, wusste Mario Zozin zunächst nicht, welchen Weg er einschlagen sollte. Und so verkaufte er nach dem Abitur zunächst Partytickets auf Ibiza. Anschließend entschloss er sich dann aber ein Praktikum bei einer TV-Produktion zu absolvieren. Nach einer Zeit als  Praktikant machte er ein Volontariat und arbeitete später als Redakteur, Cutter und Realisator für verschiedene Doku-Soaps und Entertainmentprogramme. Da ihm bei dieser Art des Fernsehens der Qualitätsanspruch fehlte, drehte er nebenbei Musikvideos für befreundete Bands und hegte bald darauf den Wunsch, Regisseur zu werden. Er kündigte seine Festanstellung bei Filmpool, bewarb sich an der Filmakademie Baden-Württemberg und begann ein Regiestudium mit Schwerpunkt Werbefilm. Hier konnte er endlich die Ideen umsetzen, von denen er überzeugt war,  und  die vorhandene Zeit intensiv für die Entwicklung neuer Ideen nutzen. Sein erster Werbefilm gewann mehrere Preise – u.a. den Young Directors Award in Cannes - und brachte Zozin die Aufmerksamkeit  zahlreicher  Produktionsfirmen.

„Wenn man Awards gewinnt, ist das toll, weil man schon erste Kontakte in der Branche knüpfen kann. Am Ende des dritten Jahres an der Filmakademie wusste ich schon, dass ich diverse Anlaufstellen habe, mit denen ich nach dem Studium zusammenarbeiten kann.“ Trotzdem nahm er nichts für selbstverständlich, denn er wusste, dass das Studium ein erster Schritt ist, aber dass man sich nach der Filmhochschule auch noch ein Mal „draußen“ beweisen muss. Nach dem Diplom zog er nach Köln, wo er heute mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt.

Was ihn beim Filmemachen antreibt, ist es, Menschen zu bewegen und emotional zu berühren. „Bei jedem Film gebe ich mein Herzblut und versuche immer wieder aufs Neue, die Menschen in eine andere Welt zu entführen.“

Seine größte Angst ist es,  einen Film zu drehen, mit dem er selbst nicht zufrieden ist. Um das zu vermeiden, folgt er seinem Instinkt. „Ich kann nur das machen, was sich für mich richtig anfühlt und von dem ich voll überzeugt bin. Das war früher schon so und ist es heute immer noch.“

Werbefilmregisseur wollte er explizit werden, da er die Kürze der Projekte schätzt und Spaß am Drehen hat. So hat er mittlerweile über 40 Werbefilme umgesetzt.

„Schon vor dem Studium war ich mir der langen Vorbereitungszeiten und Prozesse beim szenischen Film sehr bewusst. Das wäre einfach nichts für mich gewesen und im Nachhinein war es für mich genau die richtige Entscheidung. Vielleicht ist das mal etwas für die Zukunft, aber momentan machen die Werbefilm-Projekte immer noch sehr viel Spaß und lasten mich gut aus. Trotzdem glaube ich, dass das eine immer zum anderen führt.“

Werbung kann für Zozin genauso künstlerisch wertvoll sein wie ein Spielfilm. Man müsse bei beiden nur lernen zu differenzieren. Wichtig ist ihm Welten zu kreieren, die es so nicht gibt. „Wenn der Zuschauer vergisst, dass er einen Werbefilm schaut und in eine neue Welt eintaucht, die ihn im Innern berührt und zum Nachdenken bringt, dann ist das für mich Kunst, und das strebe ich an.“

Charaktere, die ihn in Filmen faszinieren und mit denen er sich selbst identifizieren kann, sind diejenigen, die eine Schwäche haben und im Laufe der Geschichte diese Schwäche in eine Stärke umwandeln. War er als Kind selber übergewichtig, findet er seinen Arbeitsausgleich mittlerweile im Sport und läuft demnächst seinen ersten Marathon. „Laufen kann ich, egal, wo ich gerade bin, und es ist wichtig, einfach mal den Kopf freizukriegen, um auch neue Ideen entwickeln zu können.“

Lieblingsfilme und Regisseure hat er viele, aber keine, die er idealisiert. Viel wichtiger sind ihm einzelne interessante Figuren oder Ideen, die er an bestimmten Filmen bewundert. „Es ging mir nie darum, jemandem nachzueifern, sondern meine eigene Handschrift zu finden und zu entwickeln.“ Das sei auch das Tolle an der Filmakademie gewesen. „Man konnte sich ausprobieren und das machen, was man wollte. Vor allem,  dass es so viele Gleichgesinnte auf einem Campus gab, war großartig.“

Wichtig im Studium sei es zu lernen, wie man differenziert und auf welches Feedback oder auf welche Kritik man höre und welche man ignoriere. „Ob andere Studenten oder auch Dozenten und Professoren - jeder hat seine eigene Vision und wenn man eine Idee zu zehn Regisseuren bringt, kommen zehn verschiedene Filme dabei heraus. Der einzige Weg eine eigene Handschrift zu entwickeln und aus seinen Fehlern zu lernen, ist es, den Mut zu haben zu seiner Vision zu stehen und diese umzusetzen.“ Selbst, wenn man zum Schluss nicht ganz zufrieden sei, habe man dann einen echten Lerneffekt, der einem das nächste Mal nützlich sein werde. Dafür sei die Filmhochschule da. Draußen könne man sich dann nicht mehr erlauben grobe Fehler zu machen.

„Um erfolgreich zu sein, muss einfach alles stimmen. Sei es das Treatment, der Conference Call oder seien es die bisherigen Filme. Nur wenn man in allen Bereichen glänzt und engagiert ist, bekommt man auch das Vertrauen einen Film drehen zu dürfen.“ Gerade die Ideen, die man als Regisseur habe und einbringe, seien entscheidend. Man müsse den Kunden und Agenturen Dinge liefern, an die sie selbst noch nicht gedacht hätten. Dieser Druck sei natürlich immer da, aber mit der Zeit lerne man damit umzugehen. Und selbst wenn man immer sein Bestes gebe, so ist das noch keine Garantie, dass man am Ende den Job auch gewinnt.

Trotz der Hürden, die man als Regisseur überwinden muss, würde Zozin aber nicht tauschen wollen. Eines der schönsten Erlebnisse beim Filmemachen war für ihn bis heute der Drehschluss seines ersten Werbefilms ADIDAS - PURE PERFORMANCE an der Filmakademie. „Damals haben wir einen Skispringer gefilmt. Nach Drehschluss bin ich mit meinem Kameramann Philipp Haberlandt dann noch mit dem Aufzug hoch auf die Schanze gefahren - dort wo die Skispringer abspringen. Der Ausblick war schlichtweg atemberaubend und wir thronten über der gesamten Umgebung. Das war schon sehr speziell und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir etwas Außerordentliches geschafft hatten.“

Autor: Peer-André Grote

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