Marinko Spahic, Absolvent Produktion (2007)

„Ich bin bei dem angekommen, was ich machen wollte, nämlich nie ankommen und immer in Bewegung bleiben.“

Immer neue Wege gehen und Stillstand vermeiden, das gehört zur beruflichen Maxime des freien Filmemachers und Producers Marinko Spahic, der 2007 mit einem Diplom in Produktion die Filmakademie verließ. Gleich nach seinem Abitur stürzte sich der 1980 in Bremerhaven geborene Marinko in die Filmbranche und absolvierte seine ersten Praktika unterschiedlichster Couleur. Angefangen als Set-Aufnahmeleiter-Assistenz bei Fernsehproduktionen in Hamburg, über Engagements als Kameraassistenz bis hin zur Postproduktion. In diesem Bereich verblieb Marinko zunächst auch. So arbeitete er bereits vor seinem Studium in einer Stuttgarter Postproduktionsfirma als Schnittassistent und Service-Manager. Doch zum Producing kam Marinko durch seine Hartnäckigkeit und ein wenig Glück. Er bekam die Möglichkeit, bei einem Filmdreh in der Navajo-Wüste vor Las Vegas und in Los Angeles für eine amerikanische Independent-Kinoproduktion mitzuarbeiten. „Ich bin so lange drangeblieben, bis sie endlich sagten, dass ich rüber kommen soll.“

Drei Monate war der damals 22-Jährige Marinko als Production Assistant (ähnlich einer Set-Aufnahmeleiter-Assistenz) in den USA tätig. Hier fiel er bei den Amerikanern durch seine Flexibilität positiv auf. Als der Video Operator mitten in der Wüste plötzlich erkrankte, übernahm Marinko diese Position zusätzlich, da er durch seine vorherigen Tätigkeiten in Deutschland bereits mit Kamera-Equipment und Video-Ausspielungen vertraut war. „Für die Amerikaner mit ihrer sehr strikten Aufgabenteilung am Filmset war das total ungewöhnlich, dass ich als Production Assistant auch noch im Kamera-Department aushalf“, erinnert sich Marinko. Als das ganze Team zwei freie Tage für einen Casino-Ausflug nutzte, unterhielt sich Marinko zwischen Black Jack und einarmigen Banditen das erste Mal länger mit den Producern des Films und war beeindruckt von ihrem Job. Daraufhin bewarb er sich kurzerhand an der Filmakademie für den Studiengang Produktion. „Eine Filmhochschule ist ein ganz eigener Kosmos“, beschreibt Marinko seine Zeit an der Akademie. „Das Beste waren die vielen verschiedenen Menschen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen und Jahrgängen, die ich kennen lernen durfte und zu denen ich noch heute größtenteils Kontakt habe.“

Wie eine Art Studentenverbindung sei das auch später noch in der Branche, denn „wenn man sich kennenlernt und feststellt, dass man auf derselben Schule war, hat man eine ganz andere Basis.“ Außerdem schätzte Marinko den hohen Grad an Freiheit an der Filmakademie, wenn es darum ging, filmische Experimente zu wagen. Marinko nutzte dies, probierte sich aus und legte sich nicht nur auf eine Richtung fest; oft war er auch im Animationsinstitut anzutreffen, da er sich besonders für Visual Effects interessierte. Diese Experimentierfreude äußerte sich auch in seinem Diplomprojekt KINGZ von 2005, ein 20-minütiges Mash-Up verschiedenster Genres, garniert mit einer Menge Visual sowie Special Effects. KINGZ war schließlich die erste Kurzfilmproduktion, die auf MTV Germany lief, pünktlich zu Halloween. Dies war auch den vielen Künstlern aus dem Musikbereich zu verdanken, die bei dem Projekt mitwirkten. Bela B. von den Ärzten sowie Rapper Olli Banjo spielten tragende Rollen, und Melbeatz, die damalige Produzentin von Kool Savas, produzierte zudem noch den Soundtrack. Danach folgte für Marinko der Einstieg in die Branche, und er beschloss, sich gleich selbständig zu machen. „Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen“, erinnert er sich. Denn zu dem Zeitpunkt, als er mit einem ehemaligen Kommilitonen ein Produktionsbüro für Visual Effects in Köln gründete, war Marinko bereits Familienvater und das zweite Kind schon auf dem Weg. Zwar wurde er bei der Gründung von einem Stipendium des Mediengründerzentrums in Köln unterstützt, aber das war nur eine kleine Starthilfe. „Es war schon spannend“, sagt Marinko lachend, denn immer wenn er und sein Partner befürchteten, dass ihr Verdienst nicht reichen würde, kam dann doch noch ein großes Projekt rein, unter anderem ein Compositing-Auftrag für Lars von Triers MELANCHOLIA. Nach drei Jahren entschieden sich die beiden jedoch dafür, das Büro aufzulösen, denn ihre eigentliche Absicht, eigene Projekte zu entwickeln, kam neben der Bearbeitung der VFX-Aufträge zu kurz. Marinko beschloss, zunächst wieder als Freelancer tätig zu sein, da dies für ihn mehr Flexibilität und Freiheit bedeutete.

Neben seiner Tätigkeit als freier Producer für Film und Fernsehen war er auch als Werberegisseur tätig oder als Content Producer im Bereich Inszenierung im Raum.

Er wollte sich nie nur auf einen Bereich festlegen, sich nicht determinieren lassen. Dadurch war es anfangs für ihn nicht ganz einfach, da er in keine Schublade passte, jedoch bewies er sich durch seinen großen Erfahrungsschatz und glänzte in den verschiedensten Bereichen. Dies könnte auch der Grund gewesen sein, weshalb die Internationale Filmschule Köln ihn engagierte, um einen brandneuen Studiengang für Visual Effects und Animation aufzubauen. Ab 2011 war Marinko für den Bachelor-Studiengang Visual Arts zuständig, für den er das Curriculum entwickelte, Seminare konzipierte und zudem auch selbst dozierte. Drei Jahre lang gab er seine Erfahrung aus der Branche an die Studierenden weiter, bis er 2015 den Studiengang schließlich abgab. Nach drei Jahren der Theorie fehlte ihm selbst die Praxis, und so stürzte er sich wieder in die Filmbranche.

Zurzeit ist Marinko als VFX Producer für eine große Hollywood-Produktion tätig. Neben seiner Arbeit als freier Producer möchte er sich nun jedoch mehr auf die Stoffentwicklung fokussieren. So entwickelt er gerade zusammen mit einem befreundeten Autor ein Serienformat und er freut sich sehr darüber an seinem eigenen Stoff seiner Kreativität freien Lauf lassen zu können. Diese Freiheit erinnert ihn an seine Studienzeit an der Filmakademie.

„Ich bin bei dem angekommen, was ich machen wollte, nämlich nie ankommen und immer in Bewegung sein“, sagt er lachend und das macht für ihn die Leidenschaft für seinen Beruf aus.

Alumni-Profil

Autorin: Janett Lederer