Jochen Laube, Absolvent Produktion
„Meine Rastas brachten mich zum Film.“
Geboren und aufgewachsen in Ludwigsburg, die Filmakademie direkt vor der Nase, musste Jochen Laube erst nach Köln ziehen, um vom Studiengang Produktion in seinem Heimatort zu erfahren.
Seinen „Zivi“ machte Jochen an einer Sonderschule in Ludwigsburg, mit dem festen Plan, Lehrer zu werden. Nebenher jobbte er in einer Produktionsfirma für Imagefilme und lernte eines Tages Thorsten Schütte kennen, der heute Studienkoordinator für die Bereiche Szenischer Film und Dokumentarfilm an der Filmakademie ist. Damals, vor knapp 20 Jahren, führte Thorsten Schütte Regie bei kleinen Imagefilmen und fragte Jochen, ob er Lust auf einen „richtigen Film“ habe. Eine Freundin in Köln war noch auf der Suche nach einer Produktionsassistenz, und da sie Rastas mochte, stellte sie den 20-jährigen Jochen ein.
In Köln arbeitete Jochen am großen RTL-Zweiteiler DIE PEST (Regie: Niki Stein) mit. Erst durch die Filmschaffenden dort, die von der Filmakademie in Ludwigsburg erzählten, wurde er auf den Produktionsstudiengang aufmerksam, für den er sich noch von Köln aus bewarb.
Die Filmakademie – schmerzhaft und lehrreich
Interessiert an diesem Berufsweg, waren es vor allem die großen Filme der 1990er, wie beispielsweise ABSOLUTE GIGANTEN, die seine Begeisterung für junge deutsche Filme entfachten.
Ein wahnsinnig wichtiger Film für ihn war außerdem NICHTS BEREUEN, der 2000 an der Filmakademie entstand. Dieser Film mit Jessica Schwarz und Daniel Brühl unter der Regie von Benjamin Quabeck begeisterte Jochen, da er so kraftvoll und anders war. „Wenn solche Filme an der Akademie möglich sind, dann ist das genau die Schule, an die ich möchte.“
Neben vielen großartigen Erfahrungen hat Jochen aber auch eine sehr schmerzhafte gemacht und war schon kurz davor, sich zu exmatrikulieren. Die Arbeit an einem studentischen Filmprojekt war schrecklich, weil das Team einfach nicht zusammenpasste. Die Krise hat er überstanden, aber für sich die wichtigste Lehre daraus gezogen: „Seitdem mache ich nur noch Filme mit Leuten, mit denen ich auch zwei Wochen in Urlaub fahren würde.“
Erste Schritte
2005 absolvierte Jochen Laube das Studium mit seinem Diplomfilm URLAUB VOM LEBEN. Unter der Regie von Neele Leana Vollmar, bis heute eine sehr gute Freundin, und einem Gesamtbudget von etwa 480.000 Euro drehte das Team in Bremen. „Wir waren ganz auf uns allein gestellt und wussten gar nicht, was wir da machen.“ Die ZDF-Koproduktion (Kleines Fernsehspiel) lief mit über 95.000 Zuschauern sehr erfolgreich in den deutschen Kinos und wurde 2006 mit dem Studio Hamburg Nachwuchspreis ausgezeichnet.
Im Überschwang der Gefühle hat Jochen sich selbstständig gemacht und mit NOVEMBERKIND von Christian Schwochow gleich das nächste Projekt gestemmt. Jochen und Christian haben sich auf dem Max Ophüls Festival kennengelernt, das sie damals beide moderierten. Jochen war begeistert von Christians NOVEMBERKIND-Geschichte und wollte diese gerne produzieren. Relativ schnell kam die Einsicht, dass das allein totaler Wahnsinn ist, mit ein bisschen Studium und ohne Erfahrung dieses Roadmovie durch ganz Deutschland zu drehen. „Ich habe schnell gemerkt, dass meine Talente eher im kreativen Bereich liegen und nicht im kaufmännischen. Und auch so gemerkt, dass es weh tut.“ Dennoch lief „Novemberkind“ sehr erfolgreich, sowie auch die weiteren Filme, die Jochen produzierte. Der Dokumentarfilm SONBOL (Regie: Niko Apel), der im Iran gedreht wurde, gewann den Grimme-Preis und auch DAS LIED IN MIR (Regie: Florian Cossen), gedreht in Buenos Aires, gewann etliche Filmpreise. Nach außen hin wirkte alles super, aber nach innen wurde Jochen klar, allein kann er das nicht mehr stemmen.
Abendessen mit Nico Hofmann
Bei einem Abendessen mit Nico Hofmann erzählte Jochen von seinem Problem, und der glückliche Zufall wollte es, dass Nico dringend jemanden für das Ludwigsburger Büro brauchte. Es war der perfekte Deal. Jochen übernahm das Büro der UFA in Ludwigsburg, konnte inhaltlich frei arbeiten und hatte die große Firma als Backup hinter sich.
In seiner Zeit als Produzent bei der UFA entstanden ganz unterschiedliche Fernseh-, Dokumentar-, und Kinofilme, oftmals im Team mit Filmakademie-Studierenden. So auch bei dem Mehrteiler BARON MÜNCHHAUSEN, der 2012 im Auftrag der ARD entstand. Kontakte sind wichtig, und noch heute kommt Jochen auf alte „Aka“-Bekanntschaften zurück.
Mit EAT THAT QUESTION – FRANK ZAPPA IN HIS OWN WORDS schließt sich der Kreis zu Thorsten Schütte, der Jochen mit seinen Rastas zum Film brachte. Gemeinsam haben sie den Dokumentarfilm realisiert, der im Januar 2016 Premiere auf dem Sundance Film Festival hatte.
Sommerhaus Filmproduktion
Nach acht Jahren war es Zeit für etwas Eigenes, um auch weiterhin Kino- und Arthouse-Projekte durchführen zu können, die bei der UFA immer weniger im Fokus lagen. Allerdings war klar, dass Jochen sich nicht nochmal allein selbständig machen würde. Gemeinsam mit Fabian Maubach, der lange sein Producer bei UFA-Projekten war, eröffnete er 2015 wieder die Sommerhaus Filmproduktion in Ludwigsburg.
Mit COCONUT HERO haben Jochen und Fabian 2014 das erste Mal auf Englisch gedreht. Begeistert erzählt Jochen von den Dreharbeiten in Kanada, mit amerikanischen Schauspielern und einem kanadischen Ko-Produktionspartner, der zu einem guten Freund geworden ist. Für das Projekt haben sie (gefühlt) jeden kanadischen Produzenten getroffen, denn auch hier muss die Wellenlänge übereinstimmen. So wurden es am Ende nicht die großen Macker, die mit Zigarre im Mund und Sonnenbrille dem deutschen Team das Blaue vom Himmel versprachen, sondern die Wahl fiel auf den fast kleinsten Fisch. Wenn die Chemie stimmt, ist die wichtigste Voraussetzung geschaffen, denn eine gute Zusammenarbeit ist den fertigen Filmen oft anzumerken.
Autorin: Raphaela Nitz