Interview mit Karen Mitrega, Produktionsabsolventin 2004

Karen Mitrega hat 2000-2004 an der Filmakademie Produktion studiert. Momentan ist die 39-jährige in Elternzeit hier zurück in Stuttgart, die 10 Jahre davor hat sie bei Super RTL in Köln verbracht.

Ihr Diplomprojekt „Mensch Maxi“ dreht sich um Maxi, die aus wohlhabendem Hause stammt und direkt nach dem Abitur dank einer Dummheit 500 Sozialstunden verbüßen muss. Doch bei der Arbeit mit hilfsbedrüftigen Menschen verändert sie sich – zum Leidwesen von Eltern und Freunden.

Wie ging es mit deinem Diplomprojekt weiter?

Meine Diplomserie habe ich damals für den ARD Vorabend Sendeplatz konzipiert. Dieser kam damals gerade in die Krise. Ich war mit diversen ARD Anstalten im Gespräch. Eine etablierte Produktionsfirma bot mir einen Entwicklungsvertrag an. So wurde die Serie nach Gesprächen mit einer ARD Anstalt und neuen Autoren weiter entwickelt. Da der Sendeplatz dann neu konzipiert werden sollte, wurde das Konzept von Senderseite nicht mehr weiter verfolgt. Ich war in der Zwischenzeit bei Super RTL und habe es auch nicht mehr gepuscht. Die Serie war auf 22 Minuten angelegt, das heißt, dass ein Sendeplatzwechsel/ Senderwechsel mindestens eine Längen oder Genre Veränderung mit sich gebracht hätte.

Gelernt habe ich dennoch viel: mein erstes Sendergespräch, mein erster Entwicklungsvertrag. Da ich für Super RTL auch die Entwicklung leite, ist es sehr gut, dass ich selbst ein Konzept entwickelt habe und versucht habe, einen Sender dafür zu begeistern. Es ist immer gut alle Seiten zu kennen und die Erfahrungen selbst zu machen.

Ein direkter Türöffner war die Serie nicht, aber ohne die Erfahrungen hätte ich es sicherlich schwieriger gehabt.

Was war das ausschlaggebende Argument für dich, zu Super RTL zugehen?

Ich wollte gern zu einem Kindersender. Die Kombination aus Marktführer und Köln hat mich überzeugt. Dort habe ich im Anschluss an die Filmakademie ein Praktikum gemacht und Glück gehabt, dass danach eine Stelle frei wurde. So blieb ich dort und habe immer mehr Bereiche übernommen. Am Ende war ich für das komplette Kinderprogramm verantwortlich. Also unsere Produktionen (hauptsächlich Wissensmagazine), Animations- und Live Actionserien (Kauf und Entwicklung) sowie die Kinderwebseite www.toggo.de.

Was ich nicht wusste, als ich dort angefangen habe, war, wie international die Arbeit und das Netzwerk sind, wie viele Serien Super RTL mitentwickelt und wie nett die anderen Leute aus der Kinderprogramm Branche alle sind.

Standort Ludwigsburg – Vorteil oder Nachteil?

Ich habe Ludwigsburg als Studienort als Vorteil empfunden. Denn es gibt keine Ablenkung. Man kann hier nicht auf sein Netzwerk zurückgreifen und ist viel mehr auf seine Kommilitonen angewiesen. Das fand ich in der Zusammenarbeit und im Zusammenhalt sehr positiv.

Was ist die wichtigste Lektion, die du aus Ludwigsburg mitgenommen hast?

DAS Learning gibt es nicht, aber viele gleich wichtige. Während meiner Studienzeit habe ich maximal ein Projekt mit denselben Leuten gemacht. Denn ich wollte mit möglichst vielen zusammenarbeiten und auch mit Leuten, bei denen ich dachte, dass danach keine enge Freundschaft entsteht. Ein Learning war ganz klar, dass die Zusammenarbeit mit sehr unterschiedlichen Menschen sehr gut sein kann (ergänzende Stärken). Wichtig ist auch, dass man sich klar ausdrückt, was man sich wie vorstellt. Umso weiter das Projekt vorangeschritten ist, umso schwieriger wird es, wenn man dann erst feststellt, dass man andere Vorstellungen und Erwartungen hat.

Vorbereitung ist das wichtigste. Während dem Dreh sollte nur noch gedreht werden.

Dein wichtigster Tipp für Neuanfänger an der Filmakademie?

Probiert alles aus, auch wenn ihr erst denkt, dass Euch das gar nicht so interessiert. Seid klar mit euren Projektpartnern in Bezug auf Eure Erwartungen und Vorstellungen an ein Projekt und an die Zusammenarbeit.

Wie sieht dein Kontakt mit anderen Alumni aus?

Vereinzelt habe ich noch privaten Kontakt. Da kaum ein Absolvent im Kinderbereich arbeitet, ist es beruflich sehr überschaubar.

Arbeitest du noch in irgendeiner Form mit der Filmakademie zusammen?

Leider nein. Ich würde aber gern . Wenn also jemand Fragen zum Kinder TV Markt hat, oder möchte, dass ich inhaltliches Feedback zu einer Kinderserie oder Film (Animation oder Live Action) gebe, kann er/sie sich gern bei mir melden.

Womit geht es nach deiner Elternzeit weiter?

Ab Februar 2015 werde ich mich wieder um die Entwicklung neuer Animationsserien kümmern. Das heißt, die geeigneten Projekte aus den Angeboten herausfiltern, und sie dann mit den Produzenten inhaltlich und visuell so weiterentwickeln, dass sie zu Super RTL passen. Um eine Idee zu bekommen, welche Art Serien das sind, kann auf www.toggo.de oder www.toggolino.de schauen, was Super RTL aktuell sendet. Serien, bei denen wir uns auf Basis eines Konzepts involviert haben, sind zum Bsp. „Familie Fox“, „Sally Bollywood“, „Angelo!“, „Zig & Sharko“, „Die Dschungelhelden“, „Fünf Freunde – für alle Fälle“, „Leo Lausemaus“, „Gustavs Welt“..

Wie frei bist du dabei bei der Themenwahl?

Bei der Themenwahl bin ich sehr frei, solange sie zur Zielgruppe und zu Super RTL passen und die Quotenerwartungen erfüllen.

Was denkst Du ist der größte Wandel, den die Branche jetzt in den letzten zehn Jahren, die du seit der Filmakademie weg bist, durchgemacht hat? Und wie hat das deine Arbeit beeinflusst?

Die Finanzierung wird immer schwieriger. Es gibt immer mehr Anbieter, sei es VOD Plattformen oder Spartensender. Die suchen zwar alle Projekte, aber das Geld für einzelne Projekte wird weniger. Gerade im Animationsbereich muss man jetzt schon mindestens drei Länder (TV Sender, Förderungen), und diverse Presales für die Finanzierung einer TV Serie an Board haben. Da bekannte Marken und Character schon einmal bewiesen haben, dass sie bei einer bestimmten Zielgruppe sehr gut ankommen und eine Bekanntheit mit sich bringen, setzen mehr und mehr Produktionsfirmen auf Remakes.

Was glaubst du, wie hätte dein Weg ohne die Filmakademie ausgesehen?

Wahrscheinlich wäre ich nicht in der Kinder TV Branche gelandet.

Das Interview führte Peter Wedig (Student Fernsehjournalismus/4. Jahr)