Interview mit Aleksander Bach, Absolvent Werbefilm (Regie)
Anlässlich des Kinostarts seines Hollywood-Blockbusters "Hitman: Agent 47" haben wir mit unserem Filmakademie-Absolventen und Hitman-Regisseur ALEKSANDER BACH am 27.08.2015 ein Email-Interview geführt:
FABW: Wie kommt man vom Werbefilm-Regisseur aus Ludwigsburg zum Hollywood-Regisseur eines 90 Minüter?
BACH: Das hab ich mich manchmal auch gefragt. Haha. Ich liebe einfach meine Arbeit und scheinbar verspürt man diese Leidenschaft. Ich wollte immer Langfilme machen, obwohl ich Werbung immer noch sehr gerne mag. In den USA ist es keine Diskrepanz, gleichzeitig Regisseur für Werbefilme, Musikvideos oder eben Langfilme zu sein. Amerikaner lieben Werberegisseure, weil sie scheinbar Skills haben, die ein großer Studiofilm braucht. Dafür sprechen auch ganz einfache Gründe, dass man z.B. eine Marke - in dem Fall HITMAN - verstehen muss. Außerdem lieben sie Werberegisseure, weil sie oft sehr visuell arbeiten.
FABW: Wie kam es dazu, dass du mit der Regie für Hitman Agent 47 beauftrag wurdest? Was musstest du dafür tun?
BACH: Ich hatte die Ehre im Jahre 2008 und 2009 den Young Director Award in Cannes zu gewinnen. Scheinbar hat Hollywood auch dort Scouts. Im Jahre 2012 bekam meine Managerin Esther Kurle direkt einen Anruf von Fox, ob ich „bereit“ sei für einen Langfilm. Man hätte mich beobachtet. 2 Wochen später traf ich dann den „President of Fox International“ in Berlin, Sanford Panitch. Er hatte meinen „Redcross" Commercial gesehen, den ich noch an der Filmakademie gedreht hatte. Diese Arbeit hatte ihn emotional sehr beeindruckt. Fox scoutete zu der Zeit nach mehreren Regisseuren für Hitman: Agent 47. Ich las das Buch (das war zu der Zeit nicht besonders gut), aber es gab etwas, was mich an dem Charakter Agent 47 faszinierte. Ich fragte mich, was passiert hinter den kalten Augen dieses Killers. Gibt es da was? Gefühle? Emotionen? Was sind seine Motivationen?
Im Anschluss hatte ich zahlreiche calls mit den Producern und dem Studio. Alles machte Sinn bis sie mir die Frage stellten: "Wie stellst du dir die „Action“ vor?" Das konnte ich nicht richtig beantworten, weil ich es nie vorher gemacht hatte.Also habe ich mich 2 Wochen mit meinem Editor eingesperrt, hab mich vor die Kamera gesetzte und hab einen 6 Minütigen Moodtrailer gemacht, wie ich mir den Film und die Action anhand der Charaktere vorstelle. Diesen Tag, werde ich nicht vergessen. Es war ein Samstag, ich schickte es raus und sämtliche Producer und Sanford Panitch schrieben sofort zurück:"This is awesome."
6 Wochen später rief mich Sanford an einem Freitag Abend an sagte mir, dass er will, dass ich den Film mache. Da musste ich mich erstmal setzen.
FABW: Wie frei konntest du inhaltlich arbeiten - waren die Vorgaben sehr streng?
BACH: Ich war ein Firstime-director. Du arbeitest in einer Art „Box“ und die Producer und das Studio bauen ein Team um dich herum. Es gibt aber Regeln und man muss sich clever überlegen, wie man das „Spiel“ spielt, um auch an sein Ziel zu kommen. Mein Amerikanischer Autor hat den Prozess eines First Timers sehr anschaulich erklärt: „At the beginning the producers are holding the „gun“, al long as they can. The closer you get to the shoot the more power you get as the director. At some point during the production they have to hand over the „gun“ to you. And after that: They try to take the gun as soon as possible away again from you.“ Die Schnittphase war dann mit Sicherheit die politisch schwierigste Phase.
Aber ja, ich habe sehr viel inhaltlich gearbeitet und es ist immer ein Kampf mit Alphaltier-Producern. Ich habe gelernt, dass man sich seinen Einfluss von Film zu Film erarbeiten muss.
FABW: Hast du Deutschland jetzt den Rücken gekehrt und arbeitest nur noch in Hollywood?
BACH: Ich bekomme keine Angebote aus Deutschland. Ich bin aber immer an guten Stoffen interessiert! Ich hatte einfach das Glück in den USA meinen ersten Film zu machen.
FABW: Wie hast du deine Zeit an der Filmakademie erlebt?
BACH: Es war die Zeit, wo ich mich am meisten entfalten konnte und ich das tun konnte, was ich immer tun wollte. Filme machen.
FABW: In wiefern hat die Filmakademie deinen Werdegang beeinflusst?
BACH: Sehr. Ohne die Filmakademie hätte ich meine Spots nie so drehen können. Danach kam eins zu anderen.
FABW: Was sind die stärksten Eindrücke, die die Filmakademie bei dir hinterlassen hat?
BACH: Der stärkste Eindruck war, dass die Schule schlichtweg alles bietet, um sich voll zu entfalten, wenn man es denn wirklich will. Dafür bin ich sehr dankbar und habe das zu 100% für mich genutzt. Ich glaube viele Studenten begreifen nicht, dass man im Ausland für so eine Ausbildung unglaubliche Summen ausgeben müsste und dass die Schule ein Geschenk ist. Ich war einfach nur dankbar.
FABW: An welche guten oder schlechten (lustigen etc) Erlebnisse erinnerst du dich besonders?
BACH: Am liebsten erinnere ich mich an meinen ersten Aka-Pitch. Ich war Quereinsteiger, durfte im 3. Jahr anfangen. Es kannte mich keiner, also musste ich mich erstmal „selbst“ pitchen. Haha.
FABW: Was würdest du zukünftigen Studierenden raten - in wiefern loht sich das Studium an der Filmakademie?
BACH: Ich würde ihnen Raten das „System“ und „Netzwerk" Filmakademie für sich zu nutzen. Schlau sein, nicht auf andere zu schauen sondern auf sein Herz zu hören, und darauf, was man zu erzählen hat.
Filme werden nicht für Awards gemacht, Filme werden für eine Audience und vom Herzen gemacht. Das vergessen viele Studenten.
Man muss Geduld haben, weiter machen und hart arbeiten.
Ich habe gelernt, dass man nur so ans Ziel kommt. Und vor allem dankbar zu sein, für das was man machen darf. Es ist nicht selbstverständlich.
FABW: Würdest du rückblickend irgendwas anders machen?
BACH: Ich glaube nicht.
Hier der aktuelle Trailer zu HITMAN: AGENT 47:
https://www.youtube.com/watch?v=e5kst1uK7wI