Ilija Brunck, Absolvent Animation

FÜNF FREUNDE FÜR DIE ANIMATION

Als Ilija Brunck sich im Alter von dreizehn Jahren von seinem Ersparten einen eigenen Computer kaufte, öffnete sich ihm damit das Tor in die Welt der Animation. „Bald habe ich die ersten Programme entdeckt, mit denen man einfache 2D-Animationen erstellen konnte, und wurde davon stark angezogen. Bis heute hat mich diese Begeisterung für Animation nicht mehr losgelassen.“

Ilija Brunck, aufgewachsen in einer Kleinstadt im Schwarzwald, fing zur Schulzeit gemeinsam mit einem Freund, Steffen Hacker, an, Filme zu machen. „Steffen wollte sich damals an der Filmakademie bewerben, und ich habe ihm bei der Umsetzung seines Bewerbungsfilms geholfen. Nachdem er eine Zusage bekommen hatte, half ich ihm bei seinem Umzug nach Ludwigsburg und war dann selbst so begeistert von der Filmakademie und allem drum herum, dass ich wusste: Ein Studium an der ‚Aka’ ist das Einzige, das für mich in Frage kommt.“ Also zog auch Ilija nach seinem Zivildienst nach Ludwigsburg und arbeitete dort an seinem Bewerbungsfilm. „Währenddessen konnte ich schon an einigen Filmakademie-Produktionen mitarbeiten, was mir viel gebracht hat.“

Bereits am ersten Tag seines Studiums lernte Ilija seinen Kommilitonen Jan Bitzer kennen, der bis heute sein Freund und Kollege ist. „Jan war mein engster Verbündeter an der Filmakademie.“ Gemeinsam mit einem weiteren Kommilitonen, Tom Weber, produzierten Ilija und Jan für ihr Semester der Filmgestaltung 2 den Film 458NM, einen animierten Kurzfilm über zwei biomechanische Schnecken, und legten damit schon den Grundstein für ihr späteres Schaffen. „Der Film kam sehr gut an und wurde auf vielen Festivals ausgezeichnet, so dass wir direkt danach Jobangebote und Projektanfragen bekamen, obwohl wir erst am Anfang unseres Studiums standen. Einige dieser Projekte haben wir dann nebenher auch gemacht und konnten dadurch viele wichtige Erfahrungen sammeln.“ Zusammen gründeten die drei das Animationskollektiv POLYNOID. Für ihren Diplomfilm LOOM stießen später noch die Kommilitonen Csaba Letay und Fabian Pross dazu. Bis heute sind die fünf ein eingeschworenes Team. „Alles, was wir heute machen, verdanken wir der Tatsache, dass wir uns an der Filmakademie kennengelernt haben.“

Nach dem dritten Jahr gingen Ilija und Jan ins Ausland – Jan nach New York, Ilija nach Japan. „Wir konnten mit den Kontakten, die wir vorher schon geknüpft hatten, dort herausfordernde Arbeit finden und haben beide viel wichtiges erlebt.“ Die Idee von der gemeinsamen Firma verfolgten Ilija, Jan, Tom, Fabian und Csaba aber weiter. „Wir hatten das Glück, dass wir neben dem Studium nie Aushilfsjobs annehmen mussten. Während unseres Diploms realisierten wir dann auch schon größere externe Projekte gemeinsam. Da wir uns sicher waren, dass wir POLYNOID nach unserer Studienzeit weiterführen wollten, haben wir noch während des Studiums gemeinsam Geld dafür zurückgelegt.“

Ohne Herausforderungen war der Weg in die Selbständigkeit jedoch nicht: „Es hat etwa ein Jahr gedauert, bis wir unseren ersten internationalen Pitch gewinnen konnten, bis dahin hatten wir uns darauf konzentriert, uns mit lokalen Projekten eine brauchbare Infrastruktur zu erarbeiten. Gerade, als wir geplant hatten, gemeinsam mit unserer Firma von Ludwigsburg nach Berlin zu ziehen, haben wir den Pitch für den Opener der 2011 MTV Europe Music Awards gewonnen. Das hat super gepasst, und wir konnten das Projekt dann schon direkt von Berlin aus produzieren.“ POLYNOID wuchs und begann, erste Mitarbeiter und Freelancer zu beschäftigen. Doch die gefragten Animationen passten vom Stil her immer weniger zu POLYNOID: „Bald hatten wir das Problem, dass die Marke POLYNOID anfing zu verwässern. In den ersten Jahren hatten wir eine eindeutige Sprache und produzierten Animationen, die mit ihrem düsteren Charakter eher anspruchsvoll waren. Nun produzierten wir das, was die Kunden brauchten, und das hatte mit dem, was wir eigentlich tun wollten, nicht mehr wirklich viel zu tun.“ Daher beschlossen die fünf Inhaber, gemeinsam mit Jona Brunck und Filmakademie-Kommilitonin Regina Welker eine neue Firma ins Leben zu rufen, das Label WOODBLOCK, das als Produktionsfirma und Animationsstudio agiert. „Wir vertreten mit WOODBLOCK eine exklusive Auswahl an lokalen und internationalen Regisseuren, und sind gleichzeitig ein Studio für hochwertigen animierten Content. POLYNOID ist nun wieder ein reines Regiekollektiv.“

Zurzeit lebt und arbeitet Ilija Brunck für ein Jahr mit seiner Familie in Medellín in Kolumbien. „Hier kann ich neue Kraft und Kreativität schöpfen.“ Neben einzelnen Projekten von WOODBLOCK und POLYNOID, an denen er beteiligt ist, beschäftigt er sich in Kolumbien mit Zeitrafferaufnahmen von Pflanzen und der Entwicklung von neuen Konzepten. „Das wollte ich schon sehr lange machen und jetzt habe ich endlich die Zeit dafür.“ In Kolumbien kann Ilija Arbeit und Entspannung verbinden: „Das Reisen ist mir sehr wichtig! Es hilft mir dabei abzuschalten und auf neue Gedanken zu kommen. In Kolumbien und Südamerika gibt es sehr viel zu lernen, und mich fasziniert die positive Energie, die hier so stark zu spüren ist.“

Mit POLYNOID und WOODBLOCK haben Ilija Brunck und seine Kommilitonen zwei Firmen aufgebaut, die inzwischen rund 30 Mitarbeiter in Ludwigsburg und Berlin zählen, viele davon sind Absolventen der Filmakademie, und hinter den beiden Firmen steckt ein mutiger und ehrgeiziger Plan: „Was Animation betrifft, ist Deutschland leider noch immer weit hintendran. Durch unsere Herkunft von der Filmakademie wissen wir, wie viel Talente es in Deutschland gibt, aber leider zieht es diese meist ins Ausland, da es dort einfach die interessanteren Projekte gibt. Das versuchen wir zu ändern. Wir zeigen den Kunden und Zuschauern, dass man auch in Deutschland innovative und hochwertige Animation machen kann. Der Großteil unserer Arbeiten ist für den internationalen Markt, was uns sehr dabei hilft, unser Team an uns zu binden.“

Herausforderungen gebe es selbstverständlich immer, sowohl in organisatorischer als auch in kreativer Hinsicht, so Brunck. „Es gibt immer mal wieder komplexe Probleme, die man zusammen bewältigen muss. Wir fünf haben natürlich auch viel gestritten, aber am Ende immer eine Lösung gefunden und sind bis heute beste Freunde. Eines unserer Grundprinzipien ist, dass alle, die bei uns arbeiten, fair und gut behandelt werden und glücklich sein sollen.“ Dass der Werbemarkt den Künstlern nicht immer die Chance gibt, sich in einem Projekt selbst zu verwirklichen, sondern man von vielen Seiten beschnitten wird, ist nicht immer leicht: „Die Frustration darüber, dass das Endergebnis nie so werden darf, wie man es sich vorgestellt hat, ist schon eine Herausforderung, an der wir immer wieder zu knabbern haben. Wir befinden uns aber auf einem guten Weg, um wieder zu den kreativen Möglichkeiten zurückzukommen, die wir zu Aka-Zeiten noch hatten. Da es in der Werbung inzwischen sehr gut läuft, haben wir nun endlich damit angefangen, uns wieder auf eigene Inhalte zu konzentrieren.“

Alumni-Profil

Autorin: Meike Katrin Stein