Frank Zerban, Absolvent Film- und TV-Design (heute: Motion Design)
Überzeugungstäter mit Bauchgefühl
Frank Zerban ist Überzeugungstäter. „Ich mache nur das, was irgendwie aus mir raus muss“, sagt er. An der Filmakademie hat Frank Film- und TV-Design studiert. Heute arbeitet er als Musikproduzent, Komponist, Sounddesigner, Designer, Autor und Filmemacher.
„Ich habe nie wirklich eine konkrete Karriere verfolgt, obwohl mir viele Leute empfohlen haben, mich auf eine Sache zu spezialisieren. Ich mache das, was ich wirklich machen will und was ich auch machen würde, wenn ich kein Geld dafür bekäme.“ Die Auszeichnung mit dem Deutschen Filmmusikpreis in der Kategorie „Beste Musik im Film“, die er 2015 gemeinsam mit seinem Kollegen Olaf Taranczewski für die Filmmusik von Till Nowaks aktuellem Kurzfilm DISSONANCE erhalten hat, ändert nichts an seiner Entscheidung, auch weiterhin beruflich mehrgleisig zu fahren. „Klar, ich habe im Moment viele Musikanfragen. Ich will mich aber eigentlich nicht festlegen und genieße die Abwechslung, in verschiedenen Bereichen zu arbeiten, in denen man unterschiedlich gefordert ist.“ Als Komponist sei man alleine mit seiner Musik, das habe eher etwas Meditatives, so Frank. Visuell zu arbeiten sei dagegen viel struktureller, als Regisseur oft sehr organisatorisch, gerade weil man im Team arbeite. Gerade deshalb möge er beides, sagt er.
Trotzdem war da zuallererst die Musik. Frank, Jahrgang 1978, hört sich durch alle Musikstile – ausgenommen Gospel, Gothic und Volksmusik – und musiziert selbst, mit seinen Freunden und seinem Vater. „Ich habe Gitarre gelernt, allerdings nie nach Noten, sondern nach Gehör. Ich spiele ein bisschen Schlagzeug, Elektrobass und Keyboard. Aber ich kann eben nur die Basics und bin auf keinem Instrument ein Virtuose.“ Mit Siebzehn ist Frank sich sicher: Er will Musikvideos machen, der Musik eine zweite Ebene geben, sie bebildern, sie abstrahieren. Er filmt auf Super 8 und wagt ein paar Videoexperimente. Nach dem Abitur macht er eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton bei der Firma Screenworks, die damals das ZDF mit Motion Design beliefert. Dort darf er relativ schnell eigenständige Aufgaben übernehmen: „So rudimentäre Sachen, wie Buchhinweise am Ende einer Sendung oder dann aber auch coolere Sachen, wie das Vorspanndesign für die Laureus Sports Awards, das dann sogar von den New York Festivals ausgezeichnet wurde.“ Als ARD und ZDF eine Musik für den Vorspann des DFB-Pokals suchen, darf er via Screenworks sein Layout einreichen. „Die haben gesagt: ‚Ja, Frank, mach halt mal‘, und ich habe dann mit relativ einfachem Equipment ein Musik-Layout gebastelt, das glücklicherweise ausgewählt wurde. Dadurch hatte ich dann ein bisschen den Fuß in der Tür für Fernsehmusik, Jingles und Trailermusik.“ Nach seiner Ausbildung studiert er an der Filmakademie Baden-Württemberg Film- und TV-Design. „Mir hat es an der ‚Filmaka’ gut gefallen, weil man dort wie in einer Art kreativer Blase war - im positiven Sinn. Man hatte totalen Freiraum und konnte sich austoben. Unsere Dozentin Heike Sperling hat uns motiviert, an unsere Grenzen zu gehen und sich damit auseinanderzusetzen, was man wirklich machen will. Projekte zu konzipieren, vorzubereiten und sie dann schnell und sicher umzusetzen, ist etwas, das ich aus dieser Zeit mitgenommen habe.“ Neben dem Studium arbeitet Frank weiter – unter anderem als „Regie-Duo“ mit seinem Kommilitonen und ehemaligen Ausbildungskollegen von Screenworks, Jan Litzinger. „Deshalb gab es nach der Aka keinen richtigen Startschuss für das Berufsleben, weil ich eigentlich schon drin war.“ Knapp zwei Jahre hält es Frank nach seinem Abschluss an der Filmakademie im Ländle, bis er 2005 nach Berlin zieht.
Die Auftragslage sei gut, und er habe Spaß, an dem, was er tue, sagt Frank. Ob er von einer Sinnkrise zu berichten wisse? „So, dass ich dachte, ich muss auf die Alm oder ins Kloster? Nein, das hatte ich nie. Kleinere Zweifel während des kreativen Arbeitens gibt´s natürlich immer. Das ist auch gut so, damit lernt man umzugehen.“ Er mache immer wieder die Erfahrung, dass es sinnvoll ist, seiner Intuition zu vertrauen, so Frank. „Ob bei der Musik oder dem Schreiben von Konzepten. Du machst eine riesige Reise, probierst alles aus – dabei steckt oft in der ersten Idee schon das Beste drin. Bei mir ist es ganz oft so, dass ich am Ende wieder bei dem ersten Entwurf lande, der aus dem Bauch kam.“
Gerade hat er ein sehr aufwändiges Projekt beendet: Fast eineinhalb Jahre Arbeit hat er in eine Musikinstallation gesteckt, die Noor Island bespielt, eine Art Spa-Park mitten in Schardscha-Stadt. 120 Lautsprecher, sechs verschiedene Kanäle und ein dynamisches Mixingkonzept sorgen auf der Insel, 15 km von Dubai entfernt, für Musik, die sich nie wiederholt. Dreimal vier Stunden Musik hat Frank dafür komponiert: Ambient Music, die auf dem Erst-Grundton basiert und weitere Komponenten, die charakteristische Klangelemente aus fast allen Kulturen der Welt beinhalten.
Wenn Frank komponiert, geht es um die Emotionen, die Klänge auslösen, nicht um Noten auf dem Papier. „Ich gehe bewusst nur akustisch oder mit einem Soundgedanken an die Musik und untersuche, wie etwas klingt und was das für ein Gefühl erzeugt. Ich versuche an den Klang ran zu gehen und ganz weit unten nachzuschauen: Was macht dieser Sound, dieser Klang?“ Frank arbeitet dabei vorwiegend mit elektronischen Klangerzeugern, sprich, analogen und digitalen Synthesizern. Gerne würde Frank einmal eine rein elektronische Filmmusik komponieren, frei von jeder Art von Klischee, sagt er. Warum die Liebe zur elektronischen Musik? „Wenn ich elektronische Klänge höre, ist das für mich direkte, pure Emotion. Da gibt´s keinen Vermittler, keinen Menschen, der sich über das Instrument ausdrückt, das er spielt, der sich darüber mitzuteilen versucht. Ich habe das Gefühl, dass Synthesizer-Klänge direkt an den Synapsen andocken. Vielleicht ist es auch die Faszination, weil sie scheinen, als seien sie irgendwie nicht von dieser Welt.“
Autorin: Uta Schindler