Fabian Hebestreit, Absolvent Drehbuch/Serien Producing

„Ich kann mit Krimis nichts anfangen. Demnach habe ich sowieso nicht den besten Stand in Deutschland."

„Neun von zehn Projekten schreibt man für die Schublade", lautet die Warnung, die den Drehbuchstudierenden an der Filmakademie mit auf den Weg gegeben wird. Fabian Hebestreit, der 2009 sein Diplom als Autor in der Serienabteilung gemacht hat, kann dieser Einschätzung nur zustimmen. „Im ersten Jahr nach dem Diplom sollte man jeden Job annehmen, den man bekommt." Gerade als frischer Absolvent habe man noch die Möglichkeit, sich auszuprobieren und könne besonders durch viele unterschiedliche Projekte Kontakte in die Branche knüpfen. Fabian Hebestreits Einstieg in die Branche verlief jedoch nahezu fließend, denn eines seiner beiden Diplom-Konzepte wurde von der ProSieben/Sat1-Entertainment-Abteilung gekauft. GRIMMSBERG, eine Teenie-Mystery-Serie, welche als 45-minütiges Format geplant war, sollte von Fabian nun zu einer siebenteiligen Webserie à sieben Minuten entwickelt werden. Letztendlich kam vom Sender die Entscheidung, dass das Resultat „zu schade sei fürs Web", und so wurden alle Folgen am Halloween-Abend 2011 ausgestrahlt. Allerdings gegen den Willen des Autors, da er die Serie nicht für das Fernsehen konzipiert sah und vor allem verhindern wollte, dass die Episoden ohne zeitlichen Abstand gezeigt werden. Er sieht diese Entscheidung als Grund, weshalb die Serie leider beim Publikum floppte, auch wenn es damals die erste 3D-Serie im deutschen Fernsehen war. „Aber was hat ein Writer zu sagen", fügt er noch lachend hinzu. Fabian sagt, er habe sich mittlerweile an die Diskrepanz zwischen der Vorstellung, die er beim Drehbuchschreiben habe, und dem fertigen Endprodukt gewöhnt. „Ich kann mir schlecht Sachen ansehen, die ich selbst  geschrieben habe, weil ich das Buch in meinem Kopf habe."

Bisher kann Fabian Hebestreit zurückblicken auf drei Fernsehserien, bei welchen er als Headautor mitwirkte, und den Sat.1-Film BLONDER ALS DIE POLIZEI ERLAUBT. Als frustrierend empfand er dabei zumeist die Zusammenarbeit mit den Redaktionen. Seiner Meinung nach gebe es bisher nur wenige Redakteure, die in Sachen Film und Serie fundiert ausgebildet seien; hier fehlten das Knowhow sowie der Mut, außerhalb von konventionellen Konzepten zu denken. Fabian Hebestreit liegt das deutsche Fernsehen jedoch am Herzen. Schon beim Bewerbungsgespräch in der Drehbuchabteilung habe er auf die Frage, ob er sich in zehn Jahren in Hollywood sehe, geantwortet: „Nein, ich will die Situation in Deutschland verbessern. In Hollywood sehe ich mich gar nicht." Dass er sich an der Filmakademie auf Serie spezialisieren würde, stand für ihn ebenfalls nie in Frage, denn schon während seines Studiums der Deutschen und Englischen Philologie in Göttingen war Fabian eingeschworener US-Serien-Fan; besonders BUFFY – DIE VAMPIRJÄGERIN hatte es ihm angetan, weshalb er einige Zeit sogar als Chefredakteur der national zweitgrößten BUFFY-Newsseite fungierte, welche später ein Portal für US-Serien im allgemeinen wurde. Unter den Kommilitonen galt er als „BUFFY-Freak", wie er amüsiert erzählt. Fabian war damals der zweite Autor in der Filmakademie-Geschichte, der sich für eine Diplomarbeit im Bereich Serie entschied. Dies war eher ungewöhnlich zu dieser Zeit; noch hatten Serien keinen guten Stand innerhalb der Studierendenschaft, bevor der Serien-Hype mit LOST in Deutschland losgetreten wurde. Über seine Studienzeit sagt er zusammenfassend, dass es eine nötige Zeit gewesen sei, in welcher er vor allem mehr über seine Stärken als Autor erfahren habe, denn seinen Stil habe er schon durch die Arbeit an Theaterstücken für das Studententheater in Göttingen gefunden. Damals habe er gelernt, ein gutes Gespür für das Publikum zu entwickeln, weshalb er in seinem Jahrgang als „Entertainment-Autor" gehandelt wurde, als jemand, der massentauglich schreibe. Das Studium habe er genutzt, um sich an verschiedenen Konzepten zu versuchen. Es gehe darum, „alles auszuprobieren" und nicht so sehr an die möglichen Festivalerfolge zu denken, denn dies garantiere sowieso keine spätere Karriere. „Für mich war es ein Erfolg, wenn ich es geschafft hatte, einen Film fertigzustellen."

Fabian Hebestreit blieb sich und seinem Gespür bisher treu. Sein Interesse gilt noch immer der Serie und besonders der Romantic Comedy. Durch dieses spezifische Interessengebiet sei es oftmals nicht leicht, an Verträge für 90-Minüter zu kommen, sagt er. "Ich kann mit Krimis nichts anfangen. Demnach habe ich sowieso nicht den besten Stand in Deutschland."  Dennoch läuft es alles andere als schlecht für den Filmakademie-Absolventen: Im Sommer 2014 beendete er die Arbeit an der ersten Staffel für die ARD Vorabend-Serie DATING DAISY, die sich um das turbulente Liebesleben einer Krankenschwester dreht.

Auch wenn sich die Entwicklung der Serie anfangs problematisch gestaltete, da zunächst RTL als optionierter Sender abgesprungen war und auch die Länge der Episoden von 45 auf 25 Minuten gekürzt wurde, ist Fabian stolz auf seine Arbeit der letzten dreieinhalb Jahre.
Nun sieht er sich erstmal in Ruhe nach neuen Projekten um. „Dieses Jahr gönne ich es mir, Sachen zu machen, auf die ich richtig Lust habe.“ Derzeit erarbeitet Fabian mit dem Regisseur Martin Busker (ebenfalls Alumnus der Filmakademie), der Fabians Bücher in bisher allen Serien in Bilder umsetzte, ein eigenes Serienkonzept. Zudem gewann er gerade mit einem weiteren Konzept einen Exposé-Wettbewerb des Verbands der Deutschen Drehbuchautoren. Fabian kann sich zur Zeit also nicht über fehlende Projekte beklagen und ist dankbar, dass er schreibend sein Geld verdient. „Ich bin froh, dass ich das, was ich bisher gemacht habe, machen durfte. Ich hatte schon mehr Glück als manch andere.“

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Janett Lederer