EIN SKYPE-INTERVIEW NACH HEIDELBERG MIT...ANA MONTE, ABSOLVENTIN FILMTON/SOUNDDESIGN (2015)

Liebe Ana, was begeistert dich an Ton und Sounddesign?

Mich haben Töne jeder Art schon immer fasziniert. Ich komme aus Brasilien. Im Alter von acht Jahren habe ich begonnen, Klavierunterricht zu nehmen und ging zehn Jahre lang zweimal pro Woche in das Rio de Janeiro Music Conservatory, wo ich Unterricht in Klavier, Musiktheorie und Harmonielehre erhielt. Nach der Schule machte ich zunächst meinen Bachelorabschluss in Music Industry and Technology in Kalifornien und kam darüber auch mit Sounddesign und Audioproduktion in Kontakt. Das habe ich dann weiterverfolgt. Ich wollte unbedingt nach Europa und habe mich in vielen Einrichtungen um ein Praktikum im Tonbereich beworben. Das Theater und Orchester Heidelberg hat mich genommen und mir sechs Monate lang spannende Einblicke in die Tonabteilung ermöglicht. Mich beschäftigt bis heute die Frage, wie man mit Ton und Musik beim Publikum Emotionen wecken kann. Dass Musik und Ton einen so großen Einfluss auf die Stimmung eines Films haben, wird oft unterschätzt.

Wie führte dich dein Weg von deinem Praktikum in Heidelberg an die Filmakademie?

Schon während meines Praktikums habe ich nach einem geeigneten Aufbaustudium gesucht. Zunächst habe ich in einem Tonstudio in Mannheim ein weiteres Praktikum gemacht, aber schon währenddessen von der Filmakademie erfahren: Eine Regiestudentin und ein Produktionsstudent der Aka kamen ins Tonstudio, um etwas von uns produzieren zu lassen. Sie haben mir erzählt, dass das Studium an der Filmakademie super sei, man aber damit rechnen müsse, während der fünf Jahre Studium kein Social Life zu haben. (lacht) Sie haben mir einen Kontakt zu einem Studenten in Filmton und Sounddesign an der Aka hergestellt, ich habe mit ihm gesprochen und mich anschließend selbst beworben.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deinem Studium an der Filmakademie?

Für mich war das Studium toll – obwohl oft stressig, bin ich über die vielen Kontakte und die finanzielle Unterstützung, die die Projekte an der Aka bekommen, sehr froh. Besonders gut waren auch die Kooperationen der einzelnen Abteilungen untereinander und die große Hilfsbereitschaft unter den Kommilitonen in unserem Jahrgang. Wir haben uns immer untereinander geholfen, und diese große Loyalität hatte ich zu Beginn nicht erwartet.

Seit April 2015 hast du dein Diplom in Filmton und Sounddesign. Wie erlebst du bisher deinen Einstieg ins Berufsleben?

Es war eine ganz bewusste Entscheidung, weiterhin in Heidelberg zu wohnen und nicht nach Berlin zu ziehen, und darüber bin ich auch sehr froh. In Heidelberg gibt es zwar nicht viele Jobs und das kann manchmal schwierig werden, aber in Berlin gibt es 1000 Jobs und dafür auch 1000 Leute, die auf der Suche danach sind. 99 Prozent aller Aufträge, die ich nach dem Diplom bekommen habe, sind aus Aka-Kontakten entstanden. Trotzdem braucht man auf diesem Markt ein Alleinstellungsmerkmal, wenn man an gute Jobs kommen möchte.

Was ist dein Alleinstellungsmerkmal?

Gemeinsam mit dem Toningenieur Daniel Deboy, den ich auch in Heidelberg kennengelernt habe, habe ich im Juli 2016 die Firma DELTA Soundworks gegründet. Wir bieten alle Services in Audioproduktion speziell für Virtual-Reality-Formate an. Immer mehr Firmen wagen sich an Virtual Reality und wenn die Branche soweit ist, sind wir da. DELTA Soundworks ist eine der wenigen Firmen weltweit, die sich ganz auf Audio in Virtual Reality spezialisiert haben. Dazu gehört alles, was mit Audio zu tun hat: Musik, Sounddesign, 3D Audio Mischung etc. Spannend ist auch, dass sich hier die technische Seite noch in Riesenschritten weiterentwickelt. Wir stehen in direktem Kontakt zu Softwareherstellern, testen deren Beta-Versionen und geben Feedback.

Wie ist eure Wirkung mit DELTA Soundworks in der Öffentlichkeit?

Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Gründung einer Firma herumspricht, die sich auf etwas Besonderes spezialisiert hat. Teilweise ist unsere Firma schon bis zu Leuten der Filmbranche in den USA durchgedrungen. Auch von der Bundesrepublik Deutschland haben wir schon Unterstützung erfahren: Im November 2016 wurden wir mit dem Preis der Kultur- und Kreativpiloten Deutschland ausgezeichnet, was auch regelmäßiges Coaching in Sachen Unternehmensgründung mit einschließt. Wir freuen uns auf alle zukünftigen Projekte. In Virtual-Reality-Formaten wird Sound zu einem immersiven Erlebnis.

Kann man sich als Mitbegründer einer jungen Firma überhaupt mal einen freien Abend nehmen?

Es gibt schon sehr viel zu tun, was Akquise, rechtliche Bestimmungen und Verwaltung angeht, aber es ist auch wichtig, dass man sich zwischendurch einen Moment zum Luftholen gönnt. Am liebsten mache ich in meiner Freizeit Dinge, die nichts mit Film und Fernsehen zu tun haben: Ich spiele Badminton und Klavier. Das ist ein toller Ausgleich. Wenn ich am Klavier sitze, vergesse ich die Welt.

Hast bzw. hattest du manchmal mit Zweifeln an deinem Berufsweg zu kämpfen?

Nein, ich zweifle bis heute nicht daran, dass dieser Weg der richtige für mich ist. Ich bin sehr zufrieden, auch wenn die Akquise in der Region schon eine große Herausforderung ist. Aber wenn man das macht, was man liebt, denkt man da nicht drüber nach. Mit DELTA Soundworks schließen wir eine Marktlücke und bieten eine Art von Sound an, die in den kommenden Jahren immer gefragter sein wird.

Weitere Infos zu Anna und ihrer Firma gibt es auf: deltasoundworks.com

DAS INTERVIEW FÜHRTE: Meike Katrin Stein