Denis Behnke, Absolvent Animation

Freier Visual Effects Supervisor

Denis Behnke (*1972) studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg von 1995 bis 2001 im Studienschwerpunkt Digitale Animation und Visual Effects. Nach seinem Abschluss begann er bald als freier VFX-Supervisor zu arbeiten. In seiner bisherigen Karriere zeichnete er für die visuellen Effekte von über 60 Fernseh- und Kinofilmproduktionen verantwortlich, u.a. Roman Polanskis DER GHOSTWRITER oder Philipp Stölzls DER MEDICUS.

Aufgewachsen im mittelhessischen Wetzlar, zeigte Denis schon früh seine Begeisterung für Fotografie und Zeichnen. Bald darauf entdeckte er auch seine Leidenschaft für den Film, insbesondere für Produktionen wie E.T. – DER AUSSERIRDISCHE oder STAR WARS. Gerade die fantastischen Bilder und Welten, die solchen Filmen eigen sind, faszinierten ihn bereits seit seiner Kindheit sehr. Besonders großes Interesse hatte er an den Making-ofs solcher Filme, da sie Einblicke in die ausgefeilten Tricktechniken der Macher boten.

Nach seinem Abitur 1991 und einer Ausbildung zum Werbekaufmann wurde er über einen Freund auf die damals noch junge Filmakademie Baden-Württemberg aufmerksam, die einen eigenen Studienzweig für Visuelle Effekte anbot. Nachdem er für einige Tage an einem Akademie-Projekt mitarbeiten konnte, wusste er: „An dieser Hochschule muss ich unbedingt studieren. Damals, 1994, wurde in diesem Studienschwerpunkt noch massiv mit praktischen Effekten, wie z.B. Miniaturen gearbeitet. Und das war eigentlich genau das, was ich immer machen wollte.“ Mit Erfolg bewarb er sich, und im Oktober 1995 begann sein Studium in Ludwigsburg.

Die Akademie beschreibt Denis heute als großen Spielplatz: „Ich habe sämtliche Visual-Effects-Techniken ausprobieren können, die es zu jener Zeit gegeben hat.“ So drehte er viel im Studio mit Miniaturen, vor Blue- und Greenscreen, und bearbeitete die Aufnahmen anschließend am Computer. „Einmal hatten wir eine der aufwändigsten Miniaturen überhaupt gebaut, von der Grundfläche her so groß wie das ganze Studio. Kein anderes Projekt hat das jemals wieder erreicht, glaube ich, weil dann natürlich die Computeranimation dominant wurde. Zu meiner Zeit hatten wir aber noch diese schwerfälligen SGI-Maschinen, die unglaublich teuer und dementsprechend rar waren.“

Das Studium ließ Denis aber nicht nur große Freiheiten, sondern verschaffte ihm auch wertvolle Kontakte, die seinen baldigen Berufseinstieg entscheidend prägen sollten. Über einen solchen Kontakt zu einer Effektfirma kam Denis nämlich an seinen ersten echten Job: als Visual Effects Supervisor für den historischen Spielfilm SASS. Kontakte, die er dort knüpfte, verschafften ihm wiederum seinen zweiten Job, bei der ersten Real-Verfilmung von BIBI BLOCKSBERG, was eine sehr effektintensive Produktion war.

Es folgten weitere Engagements, und bald wurde Denis' Dasein als freier VFX-Supervisor zum Selbstläufer. „Nach und nach lernt man Herstellungsleiter, Produzenten und Regisseure kennen, was natürlich immens wichtig ist.“ So hat er in seiner bisherigen Laufbahn für fast alle großen Produktionshäuser in Deutschland bereits gearbeitet. Aber natürlich ist so eine Karriere keine Selbstverständlichkeit. „Man muss sich einfach in die Branche hineinarbeiten, die richtigen Leute treffen und dann, nach und nach, fasst man Fuß.“

Als VFX-Supervisor begleitet Denis sämtliche Produktionsschritte eines Filmes, was bereits in der Drehbuchphase beginnt, wo Aufwand, Machbarkeit und Kosten einer filmischen Vision eingeschätzt werden müssen. Zusammen mit Regie und Kamera gilt es dann, die konkreten Dreharbeiten zu planen sowie am Set dafür zu sorgen, dass auch alles aus VFX-Sicht nötige Material tatsächlich gedreht wird. Wenn der Film abgedreht ist, müssen die richtigen Firmen ausgewählt werden, um den postproduktionellen Herausforderungen zu begegnen. Hierbei sorgt der VFX-Supervisor für eine reibungslose Kommunikation und dass am Ende auch alle Effekte perfekt umgesetzt sind. So verbringt er i.d.R. bis zu einem Jahr oder sogar länger mit einem Film.

Ein vorläufiger Höhepunkt in Denis' sehr langer Filmografie stellt die Zusammenarbeit mit Regie-Legende Roman Polanski an DER GHOSTWRITER dar. „Das war nicht nur wegen der geballten Starpower und der Internationalität der Produktion spannend, sondern weil ich auch als Supervisor extrem gefordert wurde.“ Entgegen der Norm war es Regisseur Polanski nämlich wichtig, seinen Supervisor jeden Tag mit am Set zu haben, ungeachtet der Tatsache, ob ein Effekt-Shot geplant war oder nicht. „Denn Polanski kann jeden Tag auf neue Ideen kommen.“

Mittlerweile begleitet Denis zwischen fünf und sieben Filme pro Jahr, was zuweilen etwas stressig werden kann. „Häufig verbringt man den ganzen Tag am Set. Man dreht bei jedem Wind und Wetter, hat ständig mit neuen Herausforderungen zu tun, aber das macht den Job ja gerade so interessant. Am Ende ist man aber froh, wenn alles funktioniert hat und die Effekte wie geplant in Zeit und Budget umgesetzt wurden.“ Trotzdem fühlt sich Denis manchmal noch an die alten Akademie-Zeiten erinnert, als er auch zuweilen Tag und Nacht im Animationsinstitut verbracht hat. „Dazu hat einen ja nie jemand gezwungen, das wollte man ja immer selbst so.“

Betrachtet man sich die zahlreichen hochkarätigen Produktionen, für die Denis Behnke bereits verantwortlich zeichnete, fragt man sich ein wenig, was denn für ihn noch kommen könne. Jedoch versichert er, dass ihm so schnell nicht langweilig wird: „Meine erste und große Motivation ist es ja, Bilder herzustellen. Je fantastischer, kreativer und außergewöhnlicher diese sind, desto spannender und interessanter ist es für mich.“ Für die Zukunft wünscht sich Denis aus Deutschland und Europa mehr Mut zum Genre-Film, gerne Science-Fiction oder Fantasy. „Das hat mich ja schon immer begeistert: sich in Welten entführen zu lassen, die es eigentlich gar nicht gibt.“

Alumni-Profil

Autor: Frank Kayan