David Rädler, Absolvent Filmton/Sounddesign (2013)

„Erfahrungen sind wichtiger als Technik“

Spätestens nach einem Praktikum, das David Rädler in seiner Schulzeit absolvierte, war für ihn klar, welches Berufsfeld ihn am meisten interessierte: Veranstaltungs- und Tontechnik. Nach seiner abgeschlossenen Ausbildung in diesem Bereich in Frankfurt am Main nahm er zunächst in Darmstadt ein Studium in „Digital Media“ auf. „Während meines Studiums dort konnte ich schon sehr gut als ausgebildeter Veranstaltungstechniker Geld verdienen.“ Dass er sich danach auf Filmton spezialisierte, kam wie von selbst. „Da musste ich nicht lange überlegen, das hat sich für mich einfach so ergeben.“

An der Filmakademie gehörte Rädler zum ersten Filmton-Jahrgang überhaupt. „Man hat an der ‚Aka’ viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren, Freiheit zum Experimentieren. Die Rahmenbedingungen des Studiums an der Filmakademie sind super, da die Aka sowohl finanziell als auch von ihrer technischen Ausstattung her ihren Studenten einiges ermöglicht.“

Vor allem das Campusleben und der rege Austausch mit Kommilitonen beeindruckten ihn. „Besonders viel haben mir die Projekte gebracht, die ich an der Filmakademie gemacht habe. Sie haben Stück für Stück aufeinander aufgebaut, und ich konnte Kontakte knüpfen, die über mein Studium hinaus reichten.“

Inwieweit man als Absolvent aber wirklich auf dem Filmmarkt bestehen könne, sei ein kritischer Punkt, so Rädler. Dies liege nicht an der Ausbildung der Filmakademie. „Vieles am deutschen Filmsystem ist problematisch. Für viele, die von der Aka kommen, ist es ein großes Problem, auf dem Markt bestehen zu können. Das, was ich mache, gerne zu tun und davon auch noch leben zu können, ist direkt nach dem Studium nicht einfach. Schuld daran ist, so glaube ich, die ausgeprägte Dumpingkultur, die wir in Deutschland erleben. Irgendjemand findet sich immer, der einen Job mit noch niedrigerem Honorar und noch weniger Zeit annimmt. Die Rahmenbedingungen der Filmakademie, wo man für ein Projekt viel Zeit hat, sind purer Luxus.“ Um später in der Filmbranche tätig zu sein, sei die Filmakademie ein idealer Wegbereiter. „Ich kann die Aka jedem empfehlen, der genau das machen will. Wenn man hingegen noch nicht so genau weiß, wohin man beruflich gehen soll, lieber nicht.“

Nach seinem Studium an der Filmakademie zog es David Rädler in die bayrische Landeshauptstadt. „Es ist schwierig, wenn man von der Aka kommt und dann direkt nach München zieht. Aber es ging dann trotzdem ganz gut, und ich konnte einige Kontakte weiterhin halten. Ob es dann über fünf Ecken war oder wie auch immer – irgendwie hat man sich doch wieder getroffen.“ Zunächst arbeitete er freiberuflich, doch die ständigen Schwankungen, die zur Selbständigkeit gehören, wurden ihm mit seiner Familie irgendwann zu unsicher. „Arbeitsmäßig und finanziell ging es viel auf und ab, das war mir nach einer gewissen Zeit doch zu wild. Als Selbständiger muss man außerdem ständig Akquise betreiben und steht immer unter einem gewissen Druck, mit möglichst vielen Leuten aus der Branche ins Gespräch kommen zu müssen.“

Viel Freizeit sei ihm als Freiberufler nicht geblieben, so Rädler. „Die Wochenenden sahen so aus, dass ich entweder viel zu tun hatte oder wenig zu tun und deshalb dann unruhig wurde, weil kein Auftrag da war. Das ist aber Typsache. Manche stört diese ständige Ungewissheit weniger.“

Lange Zeit war er Teil der Firma Analog Audio, wo hauptsächlich die Endmischungen von Filmen zu seinen Tätigkeiten zählten, unter anderem für Sat.1 und den WDR. „Wenn nicht gerade ein Produzent da war, war man schon sehr allein im Studio. Keinen Austausch mit anderen zu haben, macht mich unkreativer, daher wollte ich gerne wieder mehr Kollegen bekommen.“

Seit einigen Monaten nun hat Rädler die Selbständigkeit hinter sich gelassen und eine Festanstellung bei Dolby in München angenommen. Dort hat er als Field Application Engineer viel Kontakt zu Kunden, muss aber nicht ständig im eigenen Interesse Akquise betreiben. „Gemeinsam mit den Kunden entwickle ich einen Weg, wie Dolby in deren System passt“, erzählt er. „Jetzt fühlt sich mein Arbeitsalltag viel organisierter an, und ich kann meine Zeit trotzdem frei einteilen. Mit Analog Audio bin ich im Guten auseinandergegangen und hatte dort eine tolle Zeit. Es hat einfach ein Lebensabschnitt geendet und ein neuer angefangen.“

Einige Tage im Jahr unterrichtet David Rädler auch - in Darmstadt, Ludwigsburg und sogar manchmal in Katar. „Einmal pro Jahr gebe ich einen Pro Tools-Kurs an der Filmakademie, sechs Mal wurde ich insgesamt schon für ein Seminar nach Katar eingeladen. Das war sehr spannend, aber auch ein großes Chaos. Dort läuft alles ganz anders ab als in Deutschland. Ich sollte in Katar einen Pro Tools-Kurs geben, kam hin und musste feststellen, dass es dort kein Pro Tools gab. Insgesamt war es aber schon ein tolles und spannendes Erlebnis, dort zu unterrichten.“

Dass er irgendwann wieder zurück zur Film- und Tonmischung kommt, kann er sich gut vorstellen. „Man braucht in dem Job ein Gespür für den Film, und das geht dann ja auch nicht mehr so schnell verloren. Anders als in der IT-Branche, wo man als Programmierer immer aufpassen muss, nicht den Anschluss zu verlieren, sind Erfahrungen an der Sache selbst in unserem Bereich das Wichtigste. Das ist auch, was ich immer wieder lehre: Technik ist zwar super, sieht gut aus, aber viel wichtiger ist es, das zu erreichen, was man sich klanglich vorgestellt hat, egal mit welchen Mitteln.“

Autorin: Meike Katrin Stein