Christiane Balthasar, Absolventin Regie/Szenischer Film

„Am Ende des Tages zählen das Herz und die Kreativität.“

Schon als Kind hatte Christiane Balthasar ein Gespür dafür, Szenarien weiterzuspinnen. Ihre Faszination für Film zeigt sich heute in den zahlreichen renommierten Fernsehfilmen der Regisseurin.
Bei der Auswahl ihrer Projekte achtet Christiane Balthasar besonders auf die Figuren der Geschichten. Findet sie diese interessant, verspürt die Regisseurin auch die Lust, sie weiter zu erzählen. Schon als Kind hat Christiane Balthasar jede Gelegenheit genutzt, um Filme zu gucken. Wenn es sein musste, auch heimlich. Heute dreht sie selbst welche und liebt ihren Beruf nach wie vor. „Es ist mein Traumjob“, sagt sie überzeugt. Dem energetischen Aufwand, den er mit sich bringt, setzt sie Leidenschaft entgegen. „Wenn ich etwas mache, dann mit Haut und Haaren.“

Bedeutsame Schuhe

Der Weg zum Film führte Balthasar zuerst an anderen Stationen vorbei. „Ursprünglich wollte ich Architektin werden“, erinnert sie sich. Nach einer Ausbildung als Bauzeichnerin ging sie nach Paris, wo sie einige Zeit im Bereich Innendesign arbeitete. Dort lebte die Wahl-Berlinerin gemeinsam mit ihrer Cousine Claudia Garde, ebenfalls spätere Filmakademie-Studierende, in einer Wohngemeinschaft.

Ein Paar Schuhe brachten das Thema Film wieder in ihr Leben. In Zeitungspapier wollte sie diese einpacken und stieß dabei auf einen Aufruf eines Unternehmens, das eine Filmidee suchte. Mit Eifer setzten sich Christiane Balthasar und Claudia Garde zwei Tage und Nächte zusammen. „Die Idee war gut“, erinnert sich die Regisseurin heute. Das Exposé, das die beiden erarbeiteten, hingegen weniger, erzählt sie schmunzelnd. So klappte es mit diesem Projekt dann zwar nicht, aber der Funke zum Film war einmal mehr übergesprungen.

Dem Film-Funken folgend

Nach ihrer Zeit in Paris landete Christiane Balthasar schließlich in Bremen. Eher scherzhaft hatte sie sich für einen Job als Lichtdesignerin beworben. Und bekam ihn prompt. Nach einer Weile aber „wurde ich irre unglücklich, weil ich merkte, es interessiert mich nicht die Bohne.“ Christiane Balthasar erinnerte sich an den Spaß, den sie bei der Entwicklung der Filmidee in Paris hatte. „Dann dachte ich, ich probiere es mal mit Film“. Gesagt, getan. Sie bewarb sich an der Filmakademie in Ludwigsburg, weil ihr das Konzept gefiel. Und schickte die Unterlagen weiter an ihre Cousine Claudia Garde. Aus der Wohngemeinschaft der beiden in Paris wurde eine Wohngemeinschaft in Ludwigsburg und Stuttgart. Viele ihrer Mitstudenten hatten bereits einen Vorsprung an Erfahrung im Filmemachen. Christiane Balthasar hingegen stand ziemlich am Anfang. Jedes Jahr aufs Neue galt es, sich im Studium zu bewähren, und durch ihre Projekte eignete sich die Regisseurin viel Handwerk an. Nach dem dritten Studienjahr bekam sie ein Begabtenstipendium und machte schließlich mit dem Film MORGEN IN VERONA ihr Diplom.

Von Film zu Film

Als Christiane Balthasars Diplomfilm beim Branchentreff „Highlights“ an der Filmakademie gezeigt wurde, gab es Zuspruch von vielen Seiten. Ein Sat.1-Redakteur wurde auf sie aufmerksam, ebenso wie die Produktionsfirma U5 aus Frankfurt am Main. Gemeinsam boten sie ihr die Regie an einem Film im Primetime-Bereich an. Eine einmalige Chance für einen „No-Name und völligen Anfänger“, erinnert sie sich. Die Freude war groß, der Respekt vor der Aufgabe ebenso. Aber der Film kam sehr gut an, ihr Name streute sich, und es „lief wirklich immer weiter“. Im Schnitt dreht sie heute zwei Filme im Jahr. Darunter sind einige TATORT-Episoden mit Maria Furtwängler und zahlreiche andere renommierte Fernsehfilme und –reihen. In jüngerer Vergangenheit führte sie Regie bei der Fernsehfilm-Reihe KOMMISSARIN HELLER mit Hauptdarstellerin Lisa Wagner.

Liebe zur Regie

Ängste hat auch eine etablierte Regisseurin wie sie manchmal. Vor allem als allein erziehende Mutter gilt es Arbeits- und Privatleben besonders gut zu organisieren. „Letztlich treibt einen die Angst aber auch an“, sagt sie. Und die Leidenschaft für ihren Beruf als Regisseurin, die nach wie vor ungebrochen ist. Selbst zu schreiben, liegt Christiane Balthasar hingegen weniger. „Für mich ist das ein ganz mühsamer Aspekt“, erklärt sie. Sie braucht den Kontakt statt die Einsamkeit des Schreibens. „Ich liebe es direkt mit den Menschen zu arbeiten“, erklärt sie. Neben der Dramaturgie setzt die Regisseurin besonders auf die Erarbeitung der Figuren. Gemeinsam mit den Schauspielern lotet Christiane Balthasar leidenschaftlich gerne ihre Ecken und Kanten aus und entwickelt sie weiter.

Fremde Welten

Viele Projekte hat die Regisseurin in guter Erinnerung, und einige davon sind ihr auch sehr ans Herz gewachsen. Eine besondere Erfahrung war der Dreh des historischen Fernsehfilms DER WAGNER-CLAN - EINE FAMILIENGESCHICHTE. Bei dem Projekt geht es um die von Richard und Cosima Wagner begründete Dynastie und die Machtkämpfe um die Bayreuther Festspiele nach dem Tod des Komponisten. „Alles ist der Zeit entrückt“, erzählt sie. Alleine die Kostüme entführen in andere Welten. „Wenn man das Ganze dann aber beendet, ist es schön, wieder in der Moderne zu sein“, sagt sie schmunzelnd. Einzutauchen in andere Zeiten und fremde Welten stellt den Luxus dar, den Christiane Balthasar an ihrem Beruf so sehr schätzt. „Man kann sich die kindliche Lust am Ausdenken von Szenarien beibehalten“, findet sie. Die Faszination für Film hat sich die Regisseurin erhalten, und so wird sie auch ihren weiteren Projekten mit „Herz und Kreativität“ begegnen.

Alumni-Profil

Autorin: Elena Preine