Angela Steffen, Absolventin Animation
In Trickfilmen ist alles möglich
„Nachdem ich von Hamburg nach Ludwigsburg gezogen bin, hat es mir zuerst einmal gut gefallen, den Himmel wieder zu sehen, weil die Häuser nicht so groß sind“, erinnert sich Angela Steffen. Die aus Dannenberg stammende Regisseurin und Animatorin absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Animationsdesignerin an der Animation-School-Hamburg und bewarb sich anschließend zum Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg. „Ich wollte noch mehr lernen, und einen Platz an der Filmakademie zu bekommen, war für mich der natürlichste Weg, um Wissensdurst und Schaffensdrang zu stillen.“
Auch der erste Eindruck vor Ort begeisterte sie: „Ich war unheimlich aufgeregt, als ich die Filmakademie abends vor der Prüfung zum ersten Mal gesehen habe. Zum Glück gab es das Zelt auf dem Hof, das hat mir gleich gefallen und mich zu Hause fühlen lassen. Am Anfang des Studiums konnte ich es kaum abwarten, in das Gebäude vom Animationsinstitut einzuziehen. Da wollte ich hin!“
Während des Grundstudiums interessierte sich Angela Steffen vor allem für die Filmgestaltungs-Semester, danach konnte sie ans Animationsinstitut wechseln. „Ich empfehle jedem, der Filme machen möchte, an diese Schule zu gehen. Wer sich für das Animationsinstitut interessiert, dem kann ich sagen: Hier kann man Gleichgesinnte treffen, nicht nur Studenten, das Lehrangebot ist interessant und umfangreich, und es gibt technische Möglichkeiten, mit denen nur wenige andere Schulen mithalten können – falls einem der Bleistift nicht mehr genügt!“ Auch insgesamt denkt Angela Steffen an ihr Studium an der Filmakademie gerne zurück. „Ich hatte eine tolle Studienzeit. Am liebsten waren mir die Nächte, wenn es ruhig war und ich ganz ungestört meine Arbeit machen konnte. Die Möglichkeiten zum Experimentieren und Erfinden, die man an der Aka hat, machen dieses Studium sehr wertvoll.“
In Ludwigsburg fühlt sie sich bis heute sehr wohl. „Es fehlt nur ein Hafen oder ein See.“
Dass es im künstlerischen Schaffen auch immer mal wieder kleinere Krisen gibt, gehört für Angela Steffen dazu. „Schaffenskrisen kenne ich sehr gut, die habe ich immer, wenn ich ein neues Projekt anfange. Dann denke ich zum Beispiel, dass ich überhaupt nichts kann und frage mich ernsthaft, wie das sein kann. Bei mir ist es ein Kampf, den ich jedes Mal von Neuem kämpfen muss. Ich bin gespannt, ob ich mir dieses Arbeitsverhalten irgendwann abgewöhnen kann.“
Direkt nach ihrem Abschluss an der Filmakademie 2009 erhielt Angela Steffen ein Jobangebot des Studios Film Bilder in Stuttgart, in dem sie bis heute an verschiedensten Projekten, u.a. TOM UND DAS ERDBEERMARMELADEBROT MIT HONIG, mitgearbeitet hat. „Zurzeit arbeiten wir an der ersten Staffel von MEINE SCHMUSEDECKE. Das ist meine erste eigene Animationsserie, die beim Sandmännchen ausgestrahlt und gleichzeitig für die BBC in England produziert wird“, freut sie sich. An jedem Produktionsschritt beteiligt sein zu können, ist für sie ein großes Glück. „Am aufregendsten ist es, das Päckchen ganz am Anfang einer Produktion zu schnüren, wenn man sich ein neues Projekt ausdenkt. Und wenn es ans Drehbuchschreiben geht, finde ich es oft zwar sehr anstrengend, aber tue es gleichzeitig unheimlich gerne, da dies das Fundament ist, auf dem sich später alles aufbaut. Dann kommt die Entwicklung des Designs, was mir auch sehr viel Spaß macht. Aber dann kommt die Animation! Und das ist wahrscheinlich der allerschönste Produktionsschritt!“ Manchmal sei es schwer, Aufgaben im Produktionsprozess abzugeben, erzählt Angela Steffen. „Ich muss mich manchmal überwinden, nicht zu viel vorzubereiten, sondern alles nur so vorzubereiten, dass sich mein Team darauf stürzen kann. Aber es macht natürlich viel Freude, mit einem tollen Team zusammenzuarbeiten.“
Für das kommende Jahr sind der Abschluss der ersten dreizehn Folgen von MEINE SCHMUSEDECKE sowie die anschließende Produktion der Folgen 14-26 geplant. „Dieses Jahr wird sportlich! Für andere Projekte werde ich daher erst wieder im Jahr 2017 Zeit haben.“
Zurzeit verbindet Angela Steffen als frisch gebackene Mama Kind und Beruf in ihrem Tagesablauf. „Jede freie Minute verbringe ich mit meinem Sohn. Er stellt für mich alles wieder in die richtige Perspektive und erinnert mich daran, was wirklich wichtig ist.“ Auch Filme sieht sie in ihrer freien Zeit gerne: „Am liebsten mag ich Witzfilme. Ich gucke jeden Film mit Will Ferrell oder Steve Carell und bin ein Fan von Steve Martin – von ihm gibt es Filme, die ich mir immer wieder angucken kann. Oder auch die von Loriot, seine Filme tun der Seele einfach gut.“
Um Kreativität zu schöpfen und sich inspirieren zu lassen, verbringt sie gerne viel Zeit in der Natur, am liebsten schwimmend oder tauchend. „Mein größter Schatz an Inspiration aber sind die Erinnerungen meiner Kindheit, aus denen ich schöpfe. Als Kind war ich immer von der tiefen Überzeugung geprägt, dass alles im Leben möglich ist. Darüber, welchen Beruf ich später haben würde, habe ich nie nachgedacht. Dazu war ich viel zu beschäftigt damit, im Sand zu spielen, im Meer zu tauchen oder in der Wüste Drachen steigen zu lassen.“ Ihre große Begeisterungsfähigkeit und Offenheit für die Welt hat sich Angela Steffen bis heute erhalten. „Ich liebe meinen Beruf, aber ich wäre auch gerne professionelle Apnoetaucherin, Meeresbiologin und Mitarbeiterin von The Ocean Cleanup oder Wildhüterin in Afrika und eine Dokumentarfilmerin, die auf Tiere spezialisiert ist. Im medizinischen Bereich würde mich die Chirurgie sehr interessieren, und als Hebamme zu arbeiten, kann ich mir auch gut vorstellen. Jetzt mache ich erst einmal Trickfilme, da ist alles möglich.“
Autorin: Meike Katrin Stein