Christian Rohde, Absolvent Produktion

 

„Als Schüler sah ich im Fernsehen eine Dokumentation über Filmdreharbeiten, und da habe ich diesen Aufnahmeleiter gesehen, der mit seinen Walkie-Talkies hantierte. Das fand ich cool und habe gedacht: Das kann ich auch.“  Also studierte Christian Rohde an der FH Hamburg Medienbetriebstechnik, was er aber nicht mehr so cool fand - zu viel Labor, zu viel weißer Kittel, zu wenig Walkie-Talkie. Als Praktikant und später als Aufnahmeleiter bei einer Kindersendung fand er dann den wirklichen Einstieg in die Filmbranche.

Christian Rohde ist ein Vollblut-Produzent mit einer Affinität zur Naturwissenschaft, nicht anders herum. Der Film ist seine „Lupe, das Brennglas auf eine mögliche Sicht der Dinge, wodurch der Zuschauer zum Reflektieren angeregt wird.“  Es ist vor allem der Umgang mit den verschiedenen Stoffen und Inhalten, die ihn bewegt haben, den Schritt in die unternehmerische Verantwortung  der „Magic Flight Film“, Tochterfirma von „Producers at Work“, zu gehen. Für die drei bis vier Filme, die sein Unternehmen pro Jahr realisiert, muss hart gekämpft werden. Das Resultat ist vor allem Demut, „denn ohne großen Apparat im Rücken muss man sich erst Mal auf dem hart umkämpften Markt beweisen.“ 

Die Filmakademie hat Christian Rohde in soweit darauf vorbereitet, als dass sie einen Mikrokosmos der Realität darstellt. Das Übungsfeld, welches die Filmakademie bietet, funktioniert vor allem durch das starke Netzwerk von Filmschaffenden, welches in seiner Substanz und Nachhaltigkeit unvergleichbar ist, so Christian Rohde. Oftmals besteht dieses Netzwerk über die Studienzeit hinaus und wächst dabei kontinuierlich. Das Identifikationspotenzial der Filmakademie-Studierenden untereinander ist enorm, neue Bekanntschaften entstehen meist auf Basis dieses gemeinsamen Nenners. So arbeitet Christian Rohde noch heute viel mit ehemaligen Studierenden der Filmakademie zusammen.    

Seit seiner Studienzeit hat sich die Filmakademie weiter professionalisiert. War noch sein Abschlussfilm 45 Minuten lang, so sind mittlerweile 90-minütige Koproduktionen mit Fernsehsendern keine Ausnahme mehr. Und das ist nicht zuletzt ihm selbst zu verdanken. Während länger bestehende Filmhochschulen im Langfilmbereich einen Vorsprung hatten, musste an der Filmakademie dafür zunächst eine Struktur entstehen. Auf Bitten von Thomas Schadt sich dieses Themas anzunehmen, schuf Christian Rohde ab 2008 – nun auch als Gastlehrender im Studiengang Produktion – einen Rahmen aus Gastdozenten und Arbeitsgruppen. Dadurch konnte eine Kommunikation zwischen den Filmakademie-Studierenden und den Fernsehsendern hergestellt werden. Neben den etablierten Debütfilm-Redaktionen der öffentlich-rechtlichen Sender kamen später auch Privatsender dazu.

Wie wichtig so ein Netzwerk für einen Produzenten ist, um sich überhaupt dem puren Schaffensprozess eines Films widmen zu können, zeigte sich bei Christian Rohde in den letzten Jahren. Steht am Anfang das Kennenlernen der gesamten Materie einer Filmentwicklung im Vordergrund, so kommt danach die nötige, weitreichende Vernetzung. Und „erst dann kann mit Ideen und Stoffen jongliert werden“. Es ist der elementare Schritt zu der eigenen Identität als Produzent, der einem klar macht, „was für Geschichten man erzählen möchte und auf welche Filme man persönlich steht.“ Genau damit macht man sich dann letztlich auch einen Namen. Die Jahre an der Filmakademie beschreibt Christian Rohde als eine intensive Erfahrung. Filme entstehen „am eigenen Leib, am eigenen Körper, was gleichzeitig auch eine extreme Belastung ist.“ - Aber wie könnte die Zeit an der Filmakademie eine bessere Einstimmung auf das sein, was danach kommt? Vielleicht noch zusätzlich durch die Erkenntnis und Akzeptanz, dass das eigene Leben von diesem Beruf infiltriert ist und die Arbeit immer mit einem herumgetragen wird.

Was Christian Rohde am meisten bewegt, sind Komödien - familiennahe Stoffe mit authentischen Geschichten und Charakteren. Ein prägender Erfolg in seiner Karriere war der TV-Film ROSE, welcher 2007 mit dem Deutschen Fernsehpreis als bester Fernsehfilm ausgezeichnet wurde. „Es ist einfach die schönste Erfahrung, wenn etwas aufgeht. Film ist ein unfassbar komplexes Kunstwerk, das macht es schwer steuerbar.“ Aber Christian Rohde war immer bereit, sich dieser Verantwortung zu stellen. Was es dafür braucht, sind Zeitgeist und Relevanz der Stoffe sowie die Bereitschaft Fehler zu machen. „In dem Moment, wo du aufhörst Fehler zu machen, lügst du oder bist am Ende. Die besten Erfahrungen macht man auf Basis von Fehlern, die man dann nie wieder begeht.“

Relativität und Relation sind in diesem Berufsfeld ohnehin nötig, denn am Ende ist das Produkt auch „nur“ ein Film. Die Relevanz von Filmen entsteht durch die Zuschauer selbst, denen eben diese viel Wert sind. Eine politische, wirtschaftliche oder kulturelle Dimension erhält ein Film durch seinen Stoff, der wiederum aus dem gesellschaftlichen Leben stammt und damit den Zuschauer anspricht.

Welche Stoffe in den kommenden Jahren auf Christian Rohde zukommen, bleibt abzuwarten. Es könnte aber nicht plakativer sein: die Tür geht auf und der nächste Termin kommt rein, das Handy klingelt, während eine Aspirin gegen den grippalen Infekt eingenommen wird - die Manie eines Produzenten, der genau das lebt, was er erzählt. Es ist gut, dass Christian Rohde das Labor mit dem Filmset und den Kittel mit dem Jackett getauscht hat.          

Alumni-Profil

Autorin: Ann-Katrin Boberg