Sonja B. Zimmer, Absolventin Produktion

„Das geht nie! Und es ging alles.“

Regisseur Roland Emmerich spielt eine wichtige Rolle im Leben von Sonja B. Zimmer. Über ihn entdeckte sie ihre Leidenschaft zum Film. Inzwischen betreut sie als Production Executive von Studio Babelsberg internationale Spielfilme und TV-Serien.

„Probier ma‘s halt“

Eine Disko in Stuttgart stellt einen Wendepunkt auf Sonja Zimmers Lebensweg dar. Dort traf sie auf einen Freund, der beim Film arbeitete. Er erzählte von der Suche Roland Emmerichs nach jemandem für die Requisite beim Film JOEY und weckte ihre Neugier und Begeisterung. Das erste Treffen mit dem Regisseur, der eine große Rolle in ihrem Leben spielen sollte, fand schließlich in einer Pizzeria in Sindelfingen statt. Auf die Frage, ob sie den Job haben könne, antwortete Emmerich „Probier ma‘s halt.“ Und Sonja Zimmer legte los. Sie stürzte sich ins eiskalte Wasser, arbeitete viel und hart. „Wenn man mir sagt: Mach den und den Job, dann habe ich auch den Ehrgeiz, es gut zu machen“, sagt sie. Drei Filme mit Roland Emmerich folgten. „Er hat immer gefragt: Machst du mit?“ Und Sonja Zimmer machte mit. Nicht nur am Set war sie dabei, auch im Schnitt durfte sie sich schließlich einiges abgucken. Rückblickend war Roland Emmerich „meine Filmschule“, wie sie sagt.

Was „Eigenes“ - Das Filmdiplom

Nachdem Sonja Zimmer lange Zeit bei EIN FALL FÜR ZWEI in Wiesbaden als Aufnahmeleitung gearbeitet hat, wollte sie noch etwas „Eigenes“. Und erfuhr von der Filmakademie, die zu dieser Zeit in ihrem Heimatort Ludwigsburg gerade erst ihre Tore öffnete. Sechs Leute waren sie damals im Produktionsstudiengang. „Die einen hatten Filmerfahrung, die anderen nicht“, erinnert sie sich. Sonja Zimmer gehörte zu Ersteren und wurde immer wieder gefragt, ob sie denn das Studium wirklich noch brauche. „Doch, doch“, sagte sie. „Das brauch’ ich. Für mich.“ Und auch ihren Eltern, die ein Speditionsunternehmen führten und sich etwas „Sicheres“ für ihre Tochter wünschten, konnte sie damit zeigen, dass das mit dem Film „schon was Richtiges“ ist.

Auf die Frage, was sie an der Filmschule mitgenommen hat, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Mein Diplom. Mein Diplom hab’ ich mitgenommen.“ Sie lacht. Und Wissen über Lichttechnik, Filmgeschichte und ein tolles Netzwerk aus Mitstudenten, mit denen sie früher oder später innerhalb ihrer Berufslaufbahn gearbeitet hat.

Kind und Karriere

Mit dem Diplom in der Tasche ging es erst einmal wieder in die Fernsehwelt. Der Liebe wegen zog sie schließlich nach Berlin. Und wurde Mutter einer Tochter. Als Produktionsleiterin arbeitete Sonja Zimmer an mehreren deutschen Spielfilmen wie ALLES AUF ZUCKER, WAS TUN WENN´S BRENNT?, GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT und ANATOMIE 2. Und durchlebte auch Tiefpunkte. Die Zeit nach einer Trennung empfand sie als herausfordernd, zumal sie plötzlich alleinerziehende Mutter war. „Ein Kind zu haben und freiberuflich zu sein, geht. Aber es ist schwierig“, sagt sie. „Man kann sein Kind ja nicht wochenlang nicht sehen.“ Beruf und Privatleben musste sie also anders koordinieren.

Studio Babelsberg

Just zu der Zeit, als ihre Tochter in die Schule kommt, klingelt ihr Telefon mit einer neuen Wendung im Gepäck. Henning Molfenter von Studio Babelsberg ist in der Leitung und will sie für den Film DER EWIGE GÄRTNER verpflichten. Sonja Zimmer ist baff. Und nervös. Zehn Drehtage einer englischen Produktion sind auch für sie eine neue Herausforderung. Vor der endgültigen Zusage „fuhr ich erst einmal in den Skiurlaub.“ Und dort befand sie sich auch, als das zweite Mal das Telefon klingelte. „Dann saß ich tatsächlich im Skilift und sie haben gesagt: Du hast den Job.“ Sonja Zimmer lacht, als sie sich daran erinnert. „Und dann hab ich erst einmal Blut und Wasser geschwitzt“, fügt sie hinzu. Ob ihr Englisch wohl reichen würde, fragte sie sich. Respekt hatte sie vor einer Produktion mit einem so großen Budget und großen internationalen Stars wie Ralph Fiennes und Rachel Weisz. Dabei erinnert sie sich an die vielen Leute auf ihrem Weg, die immer gesagt haben: „Das geht nie!“ „Und es ging alles“, fügt sie schmunzelnd hinzu. So auch DER EWIGE GÄRTNER, der Film, dem viele weitere internationale Produktionen mit ihr als Production Executive folgen sollten.

Viele Highlights

Obwohl Sonja Zimmer sich selbst als „Freigeist“ bezeichnet, gibt ihr die Festanstellung die Möglichkeit, Kind und Karriere strukturierter zu verbinden. Und natürlich geht auch heute das Wochenende immer mal wieder drauf, oder sie hat spätabends einen Conference Call mit Los Angeles. Aber im Großen und Ganzen empfindet sie ihren Job als Glücksfall. Sie schätzt Drehbücher auf ihre Machbarkeit, die Umsetzung und die Kosten ein, erstellt Kalkulationen und koordiniert das Team, das sie zusammenstellt. Auch die Drehüberwachung und Abwicklung gehören zu ihren Aufgaben.

Highlights gibt es inzwischen sehr viele in ihrer Laufbahn. Das Projekt DER VORLESER gehört dazu. „Ein tolles Projekt. Ein toller Regisseur“, sagt sie. Und auch die erneute Zusammenarbeit mit Roland Emmerich am Film ANONYMUS zählt sie auf. Die alte Connection haben die beiden ohnehin über all die Jahre aufrecht erhalten, auch wenn sie nicht mit nach Los Angeles kommen wollte. Stattdessen kam Emmerich zu Studio Babelsberg nach Deutschland und ermöglichte dadurch eine berufliche Wiedervereinigung.

George Clooney und ein eigener Stoff

Gibt es etwas, was sie noch anstrebt, oder Menschen, mit denen sie unbedingt noch arbeiten möchte? Sonja Zimmer lacht: „Nach George Clooney wird‘s echt schwierig.“ Mit ihm saß sie bereits für die Zusammenarbeit am Film MONUMENTS MEN – UNGEWÖHNLICHE HELDEN am Mittagstisch.

Einen eigenen Stoff zu realisieren und nicht nur den Ideen der anderen folgen, würde sie noch reizen. „Einerseits würde es mich interessieren, andererseits habe ich großen Respekt davor“, erklärt Sonja Zimmer. Und fügt hinzu, dass es ihr bei mancher Romanvorlage total in den Fingern juckt. „Da denk´ ich immer: Das muss doch jemand machen.“ „Probier ma‘s halt“, würde Roland Emmerich nun vielleicht noch einmal zu ihr sagen. Und vielleicht tut Sonja Zimmer das nach all ihren bisherigen spannenden Projekten dann auch noch.

Alumni-Profil

Autorin: Elena Preine