Marco Baumhof, Absolvent Montage/Schnitt

„Ich finde, ich habe einen sehr schönen Beruf“

Früh war Editor Marco Baumhof klar, dass er zum Spielfilm will. Beharrlich blieb er seinem Traum treu und verfolgte sein Ziel. Heute arbeitet er erfolgreich an Filmen unterschiedlicher Genres.

„Die Gate-Keeper bleiben,“ sagt Marco Baumhof und lacht. Mit diesen sind die Hürden gemeint, an denen der Editor immer wieder auf dem Weg in Richtung seines Ziels, dem Spielfilm-Schnitt, vorbei musste. Stück für Stück arbeitete er sich weiter. Inzwischen finden sich über zwanzig Fernsehfilme für die Primetime in seiner Vita. Sein aktuelles Projekt ist ein Kinofilm.

Die Entdeckung der Leidenschaft

Dass er zum Film will, war dem gebürtigen Frankfurter schon nach dem Zivildienst glasklar. Über ein Kurzfilmfestival in der Nähe seiner Heimatstadt lernte er einen Regisseur kennen, dessen Film ihn begeisterte. Über ihn kam Marco Baumhof zu seinem ersten Job beim Film. Und zog nach München. Dort fand er Freunde, die seine Begeisterung teilten. Mit ihnen drehte er die ersten Kurzfilme, „die ja auch irgendwann geschnitten werden mussten.“ So kam er mit Montage und Postproduktion in Berührung und fand schnell seine Leidenschaft dafür. „Im Schneideraum geht alles schnell voran. Das Limit ist quasi so schnell, wie man denken kann,“ sagt er. Gleichzeitig hat er in seinem Beruf „Zeit und Ruhe, sich mit dem Material zu beschäftigen.“ Auch dass er sich voll und ganz in seine Aufgabe vertiefen kann, macht seinen Beruf so interessant für ihn.

Auseinandersetzung mit Film

Von Anfang an wusste Marco Baumhof, wo er hin möchte. Spielfilm sollte es sein. Deshalb bewarb er sich auch an der Filmakademie in Ludwigsburg. Zuvor fest angestellt, kannte er sich bereits gut aus mit der Montage von Magazinbeiträgen und Reportagen. Was er an der Filmakademie lernen wollte und besonders mitgenommen hat, war die Auseinandersetzung mit Film an sich. „Sich mit Filmen so zu beschäftigen, habe ich an der Filmakademie gelernt und dort auch am intensivsten gemacht,“ erklärt er.

Als besonderes Highlight seines Studiums empfand der Editor seine Reise nach Kalifornien mit der Hollywood Masterclass. „Wir haben dort viele Firmen besucht. Danach hat man einen Eindruck, wie die in Hollywood das Ganze machen,“ sagt er. „Und man sieht auch die Unterschiede. Was machen die anders, was machen die besser?!“

Besondere Zusammenarbeit

Bereits während seines Studiums an der Filmakademie arbeitete Marco Baumhof an seinem ersten Spielfilm fürs Fernsehen. Über Professor Raimund Barthelmes gelangte er an das Projekt, bei dem Rolf Silber Regie führte. Mit Silber arbeitet er auch heute noch viel zusammen. Der ZDF-Film DURCH DIESE NACHT ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit. Und ein Film, der beide „sehr zusammen geschweißt hat“. In DURCH DIESE NACHT verarbeitet Regisseur Silber seine eigenen Erlebnisse mit einem geplatzten Hirn-Aneurysma. Auch die Montage war bei der Arbeit an diesem Projekt eine Herausforderung. Die Hauptfigur liegt große Teile des Films im Bett und bringt nur halbe Sätze hervor. „Trotzdem muss man visualisieren, was in ihm vorgeht,“ erklärt Baumhof. Die Arbeit hat sich gelohnt. Der Film wurde für den Deutschen Fernsehpreis nominiert, und ein starkes Band zwischen Rolf Silber und Marco Baumhof entstand.

Filme, Filme, Filme

Nach seinem Abschluss an der Filmakademie mit dem abendfüllenden Spielfilm STAGES zog es Marco Baumhof über einige Abstecher in anderen Städten schließlich nach Berlin. An vielen Filmen hat er seitdem gearbeitet. Dazu gehört neben diversen TV-Komödien auch der Film FISCHERKRIEG, der aus der Reihe „Polizeiruf 110“ stammt. Der Film unter der Regie von Alexander Dierbach gewann im Jahr 2013 den Bayerischen Fernsehpreis für den Hauptdarsteller Charly Hübner. Mit Dierbach ist Marco Baumhof schon seit seiner Zeit in München befreundet. Er gehört neben Rolf Silber und Holger Haase zu den Regisseuren, mit denen Baumhof immer wieder zusammenarbeitet. Filmakademie-Absolvent Holger Haase führte auch die Regie beim Film DIE UNGEHORSAME. Für die Montage war Marco Baumhof verantwortlich. Die Arbeit an diesem Projekt ist dem Editor besonders im Gedächtnis geblieben. Der Film behandelt das Thema häusliche Gewalt. „Es war eine harte Arbeit, weil man sich mit diesem Thema dann natürlich ganz besonders auseinandersetzt,“ erinnert er sich. Mit Haase hat er konsequent an der gemeinsamen Vision festgehalten. Und wurde belohnt mit einem Film, der für ihn eine echte und bedeutsame Aussage hat.

Kino

Zwei Jahre war Holger Haase Marco Baumhof zu Zeiten der Filmakademie voraus. Kennengelernt haben sich die beiden trotz Studiums am selben Ort aber erst einige Jahre später. Inzwischen arbeiten die beiden an einem Kinofilm, der 2016 in die Kinos kommt.

Viel Vorgeschichte muss in dem Ensemblefilm etabliert werden. Sechs alte Freunde Mitte bis Ende Dreißig treffen in der Komödie nach Jahren auf einem Bierbike aufeinander. Jeder mit seinen eigenen Problemen. Sechs Hauptfiguren mit ihren sechs Geschichten. Aufwändige Arbeit, auch in der Montage. Immer stellt sich die Frage „Wo ist der Fokus? Was muss jetzt erzählt werden?“ sagt Baumhof. Die Kunst dabei ist zu kürzen und gleichzeitig alle wichtigen Informationen zu transportieren. Die Komödie ist ganz nach dem Geschmack des gebürtigen Frankfurters. "Es ist bei mir selber auch so, dass ich alte Freunde von früher ewig nicht gesehen habe. Da kann ich schon gut andocken“, sagt er.

Neue Gate-Keeper?

Dem Spielfilm will der Editor weiterhin treu bleiben. Er sagt, das Studium an der Filmakademie hat ihm die Möglichkeit gegeben, in diesem Bereich erste Schritte zu unternehmen. Die „Gate-Keeper“, auf die er immer wieder trifft, hat Marco Baumhof bisher stets durch seine Leidenschaft für die Montage überzeugen können.

Alumni-Profil

Autorin: Elena Preine