Regina Welker, Absolventin Animation

"Der schönste Moment meiner Karriere? Immer, wenn ich etwas abgegeben habe."

Als Schülerin baute Regina Welker einen Lokalsender auf, für die praktische Abiturprüfung drehte sie ihren ersten Animationsfilm. Nach Ludwigsburg kam sie dank eines guten Ratschlags – und ist geblieben. Bei ihrer Arbeit als Regisseurin und Dozentin setzt sie vor allem auf das Netzwerk der Filmakademie.

Fünf Jahre nach ihrem Abschluss sitzt Regina Welker auf der Terrasse des „Blauen Engel“ und erinnert sich an die heißen Phasen im Studium: Bis in die Morgenstunden arbeiten, das Frühstück verschlafen und mit dem Mittagessen in den Tag starten. Dann ab ins Animationsinstitut, wo man schon mal Stunden mit einem Frame zubringt.

Eine schöne, verrückte Zeit sei das gewesen, aber das Berufsleben hat auch seine Vorteile. Zum Beispiel: freie Wochenenden und Geld auf dem Konto.

Die Umstellung auf einen geregelten Arbeitsalltag war für Regina zwar eine kleine Herausforderung. Weil sie viel mit Kunden arbeitet, fand sie jedoch schnell in den neuen Alltag als Selbständige. Regina ist Gründungsmitglied von Woodblock, einem Zusammenschluss von Animationsfilm-Regisseuren. Sie leitet den Ludwigsburger Standort von ihrem Büro im Film- und Medienzentrum aus. Ein zweiter Standort befindet sich in Berlin. Das Kernteam von Woodblock besteht aus ehemaligen Animationsstudenten der Filmakademie, je nach Projekt kommen bis zu zehn freie Mitarbeiter hinzu. Dass sie vor allem mit Alumni der Filmakademie zusammenarbeitet, freut Regina einerseits. Andererseits hätte sie nichts dagegen, die "Aka-Clique“ durch Animatoren mit anderem Hintergrund zu bereichern. Dennoch setzt sie bewusst auf das Netzwerk, in das sie während des Studiums hineingewachsen ist: „Ich bin in Ludwigsburg hängengeblieben. Wenn man darüber nachdenkt, wäre alles andere aber auch schade gewesen. Der Standort bietet viel Potenzial und es gibt trotzdem genug Ruhe, um kreativ zu sein", sagt sie.

Reginas Karriere in der Kreativbranche kündigte sich früh an: In ihrem Kinderzimmer inszenierte sie Knetfiguren in einem Stopp-Motion-Film, auf dem Gymnasium waren die Treffen der Filmgruppe ihr liebster Termin im Stundenplan. „Bei unserem kleinen Sender musste jeder überall ran: Wir waren acht Leute, die überlegt haben, was Jugendliche in der Region interessieren könnte, und haben einfach losgelegt.“ Das Programm wurde einmal im Monat im Kabelnetz in Herzogenaurach ausgestrahlt. Eine gute Schule, wie sich später zeigen sollte: Die meisten von Reginas damaligen Senderkollegen arbeiten heute in der Medienbranche.

Dass sie „irgendwas mit Medien“ machen will, wusste Regina früh. Auf die Idee Animation zu studieren, kam sie jedoch nicht selbst: Reginas Kunstlehrer war es, der ihr von der Filmakademie erzählt hat. Regina bewirbt sich an der Filmhochschule, wird zum Bewerbungsverfahren eingeladen und pokert im Gespräch mit der Auswahlkommission: „Ich wurde gefragt, ob ich mich noch mal bewerben würde, falls ich nicht genommen werde. Hätte ich nicht, also habe ich nein gesagt. Ich wollte nach dem Abi gleich loslegen“, erzählt sie und grinst. Der Plan geht auf: Regina wird angenommen – als Jüngste des Jahrgangs. Bereut hat sie es nicht: „Schon erstaunlich, wie eine Mini-Entscheidung dein ganzes Leben verändern kann. Ohne meinen Kunstlehrer wäre ich wohl in der Medienwissenschaft oder -psychologie gelandet.“

Nach wie vor sind es Konzepte und Inhalte, für die Regina brennt. „Charaktere entwickeln, sie auf eine Reise schicken und begleiten – das macht mir Spaß. Die technische Umsetzung...nun ja, dafür gibt es dann Spezialisten auf dem jeweiligen Gebiet“, gibt sie gerne zu. Gerade hat sie einen Job für Playmobil umgesetzt, einen Kurzfilm für die aktuelle Kollektion des Spielwarenherstellers. Es geht um Piraten, erzählt Regina mit großen Augen, und der Spot soll im Netz Kinder begeistern. Drei Monate lang hat sie an den großen und kleinen Details gearbeitet. „Generell freue ich mich immer auf Projekte, die mir künstlerische Freiheit lassen. Das ist eine willkommene Abwechslung zu klassischen Auftragsjobs.“

Ernste Themen und Animationsfilme schließen sich für Regina nicht aus. Als Diplom inszenierte sie in KRAKE den Umgang von Kindern mit Krebs. „Ich hätte für meinen Abschluss keinen eigenen Film machen müssen, doch das Thema musste irgendwie aus mir heraus. Erwachsene sehen in der Diagnose Krebs ein Todesurteil; für Kinder ist sie nur ein Moment, sie machen das Beste aus der Situation.“ Der Krake als Sinnbild für den Fremdkörper, der sich am Kind festhakt, und als Metapher für den runden Kopf, den die jungen Patienten während der Chemotherapie oft haben.

Auch wenn die Arbeit an so ernsten Themen ihr einiges abverlangt hat: Regina würde sich immer wieder dafür entscheiden. „Ich bereue keinen meiner Filme“, sagt sie.

Und es sollen noch viele weitere folgen. Eine Serie würde sie gerne konzipieren – oder noch einen Kurzfilm drehen. „Aber insgesamt bin ich froh, wenn es so weiterläuft“, sagt Regina zufrieden. Sie fühlt sich wohl in kleinen Teams, in denen sie spannende Projekte verwirklichen kann und nicht nur „ein kleines Rädchen im Großbetrieb ist.“ Die Filmakademie hat sich in der Hinsicht als guter Tipp erwiesen.

Alumni-Profil

Autorin: Ana-Marija Bilandzija