Hanna Maria Heidrich, Absolventin Werbefilm (Regie)

„Das Wichtigste ist, sich selbst treu zu bleiben!“

Ob Porsche-, ADC- oder Young Directors Award – Regisseurin Hanna Maria Heidrich hat mittlerweile eine ganze Sammlung an international renommierten Auszeichnungen im Schrank stehen. Nicht nur die gewonnenen Festivalpreise, sondern vor allem ihr frischer und unverwechselbarer Stil machen die Filmemacherin zu einer erfolgreichen Absolventin der Filmakademie Baden-Württemberg. Früh wusste sie, dass sie entweder etwas im künstlerischen oder im sozialen Bereich würde machen wollen. Nachdem sie gemerkt hatte, dass die Kunst ihre Leidenschaft ist, es als Malerin aber sehr einsam sein kann, ging sie zum Film und entdeckte mit 19 Jahren bei einem ersten Praktikum die Faszination, durch Bewegtbilder ihre Geschichten zu erzählen. Nachdem sie bei verschiedenen Produktionen als erste und zweite Regieassistenz tätig war, entschloss sie sich zu einem Regiestudium und bewarb sich mit 21 Jahren an der Filmakademie Baden-Württemberg für den Studienschwerpunkt Regie/Werbefilm.

„Ich wollte eigentlich immer Geschichten erzählen, so dass mein Fokus schon von Beginn an auf Storytelling lag. Ich liebe es einfach, mir zu überlegen, wie ich Emotionen auf möglichst clevere Art und Weise an den Zuschauer herantrage. Diese Einstellung versuche ich in die Werbung zu übertragen.“ Die zahlreichen Auszeichnungen beweisen, dass ihr das gelingt. So haben ihre Spots tatsächlich mehr Spielfilmcharakter, als dass sie an Werbung erinnern. „Ich versuche immer, ein Gefühl zu erzeugen und die Menschen zu berühren. Das Tollste ist es für mich, eine versteckte Perspektive aufzuzeigen, die die Menschen zu neuem Denken anregt.“

Vor allem mit ihrem Social Spot WE MISS YOU, der auf emotionale Art und Weise die Verbindung zwischen Mensch und Natur anspricht, hat Hanna gezeigt, dass sie durch das Filmemachen etwas in der Welt bewegen kann. „Wir haben für den Film eine Website eingerichtet und dadurch viele Nachrichten von Menschen auf der ganzen Welt erhalten. Das war eine tolle Erfahrung für mich, da ich gesehen habe, dass ich mit Film nicht nur unterhalten, sondern auch Mehrwert bieten kann!“

Inspiriert wird Hanna bei ihrer Arbeit vor allem durch Fotografie, wobei Künstler wie Ryan McKinley oder Peter Collins zu ihren persönlichen Idolen gehören.  Auch Musikstücke der unterschiedlichsten Stilrichtungen (abgesehen von Schlager!) bringen sie auf Ideen oder eröffnen ihr neue Perspektiven auf Filmideen. In der Zeit an der Filmakademie ist ihr aufgefallen, dass es zwei Arten von Studierenden gibt. Die einen jagen Trends hinterher, die anderen drehen die Filme, die sie selbst gern sehen würden. „Ich glaube, ich habe immer zu denen gehört, die Filme gemacht haben, die sie selbst gerne gesehen hätten. Im Endeffekt ist das, wofür du als Regisseur bezahlt wirst, vor allem deine Vision eines Stoffs. Je stärker deine Vision ist, desto besser wird auch der spätere Film.“

Neben der Werbung sammelte sie während des Studiums auch erste Erfahrungen im szenischen Bereich.  Hanna besuchte Spielfilmkurse und ging während ihres Urlaubsjahres nach London, um sich an einer Theaterschule gezielt mit Schauspielführung auseinanderzusetzen und den Gedankenprozess eines Schauspielers besser verstehen zu können. Kurz vor ihrem Diplom drehte sie mit KILLING ALL THE FLIES einen Serienpiloten, zu dem die Liebhaberin von realitätsbasierter Science Fiction auch das Drehbuch schrieb. „Wenn man inhaltlich getrieben ist, muss man die Sachen selber schreiben. Ich habe großen Respekt vor Autoren, denn schreiben kann sehr schwer sein. Es ist aber wie mit allen Dingen: Übung macht den Meister!“

Mittlerweile schreibt sie nicht nur an ihrem ersten SciFi-Spielfilm, sondern entwickelt auch mit ihrem langjährigen Partner Alex Eslam (ebenfalls Regisseur und Akademie-Absolvent) Werbekonzepte unter dem Firmennamen Die Rabauken.

Das Kreativteam sieht sich allerdings nicht als Agentur, sondern als freies Schreibduo, das sowohl Konzepte als auch Kampagnen entwickelt. Wenn gewünscht, führen sie dabei dann auch gerne mal alleine oder zusammen Regie.

Auf ihre Zeit an der Akademie blickt Hanna sehr positiv zurück. Die ersten zwei Jahre seien perfekt gewesen, um herauszufinden, wer man ist und wofür man steht. Das Projektstudium hat sie in dieser Hinsicht entspannter in Erinnerung. Obwohl sie schon während des Studiums Skripte und Jobanfragen von Agenturen bekam, hat sie alles abgelehnt, um sich ganz auf das Studium zu konzentrieren. „Meine Motivation kam irgendwie nie aus dem ‚Fame’ oder dem Geld. Bei mir war es immer so, dass mich etwas inhaltlich reizen musste, damit ich zugesagt habe. Jeder muss natürlich auch seine Miete bezahlen, aber mein Lebensstil hat sich seit der Akademie auch nicht wirklich groß verändert.“

Eine harte Lernerfahrung kommt laut Hanna nach dem Studium. „Während des Studiums hatte ich immer die Einstellung, dass man in dem Moment, in dem man sich genug anstrengt, auch das bekommt, was man möchte. Danach stellt man oft  fest, dass es auch politische Gründe gibt, warum man z.B. einen Pitch nicht gewinnt. Das darf man in der Folge nicht persönlich nehmen.“

Studierenden rät Hanna, vor allem das zu machen, worauf man Lust hat, und aufzupassen, sich nicht in Schubladen stecken zu lassen. Wichtig sei es auch, proaktiv zu sein und nicht darauf zu warten, dass eine tolle Gelegenheit an die Tür klopft.

Alumni-Profil

Autor: Peer-André Grote