Daniela Knapp, Absolventin Bildgestaltung/Kamera

Only the Sky Is the Limit

Die Liebe zum Film wurde der in Tirol aufgewachsenen Daniela Knapp gewissermaßen in die Wiege gelegt: „Mein Vater war schon immer filmbegeistert und hat meine Mama oft ins Kino geschleppt, obwohl sie lieber tanzen gegangen wäre“, schmunzelt Daniela Knapp. „Als ich sechzehn oder siebzehn war, sind mein Vater und ich einem Videoclub im Ort beigetreten und haben dort Filme gemacht, ganz kurz und klein. Auf einmal ging da etwas in mir auf.“

Ihr großes Interesse am Filmemachen ging schon bald über ein leidenschaftliches Hobby hinaus und führte sie zum allgemeinen Filmstudium an die Film- und Fernsehschule ZeLIG in Bozen, Südtirol. „Da habe ich dann gemerkt, dass mich die Kamera am meisten interessiert.“ Um diese Richtung zu vertiefen, absolvierte sie einige Praktika im Bereich Kamera und bewarb sich anschließend an der Filmakademie in Ludwigsburg und an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. Als eine Zusage von der Filmakademie kam, freute sie sich sehr. „In Ludwigsburg hat es sich für mich von Anfang an sehr gut angefühlt.“

Im Filmgestaltungsjahr lernte Daniela Knapp ihren Kommilitonen Sven Taddicken kennen, mit dem sich sofort eine sehr gute berufliche Zusammenarbeit ergab. „Im Urlaubsjahr 2001 drehten wir dann unseren ersten gemeinsamen Langfilm, MEIN BRUDER DER VAMPIR. Das war ein sehr aufregendes Projekt, weil wir mit vielen verschiedenen Techniken experimentiert haben. Wir wollten diese Möglichkeit, während des Studiums viel ausprobieren zu können, unbedingt nutzen.“

Als besonders bereichernd erlebte sie die Vielzahl an Chancen und Türen, die sich während des Studiums an der Filmakademie für sie auftaten. „Ich studierte zu der Zeit an der Filmakademie, als Professor Ade sie leitete, das heißt, es bewegte sich immer alles zwischen Anarchie und totalem Regime. Man hatte das Gefühl, dass alles möglich war und man von wahnsinnig vielen komplett verrückten Leuten umgeben war. ‚Only the sky is the limit’ war das Motto. Wenn man einen Stierkampf auf einem Hochhaus inszenieren wollte, dann war das möglich. Das war eine tolle Zeit. Man dachte immer: Die Fantasie macht’s schon.“

Auch in der Studienabteilung Kamera fühlte sie sich sehr wohl. Der große Zusammenhalt, den sie unter ihren Kommilitonen und Dozenten erfahren hätte, sei einmalig gewesen. „Bei uns herrschte kein so extremer Leistungsdruck wie in anderen Studienbereichen. Die angehenden Regisseure standen zu unserer Zeit schon ziemlich unter Druck, was meiner Meinung nach ein bisschen zu leistungsorientiert war. Schließlich muss man gerade während der Ausbildung auch mal Fehler machen dürfen.“

Mit ihrem frisch abgeschlossenen Kamerastudium war es zunächst einmal schwer, in der Branche Fuß zu fassen. „Von meinem Studium brachte ich zwar tolle Projekte mit, aber trotzdem blieben die Anfragen erstmal aus. Etwa anderthalb Jahre lang ist wirklich gar nichts passiert, in dieser Zeit beschloss ich aber, mit meinem Regiekollegen Alain Gsponer zusammen in Berlin eine WG zu gründen und arbeitete häufiger mal als Beleuchterin. Natürlich fühlte ich mich immer als Kamerafrau.“ 2003 bekam sie dann ihren ersten großen Auftrag und durfte die Kamera für den Film BIN ICH SEXY von Katharina Feistl führen. Es folgten weitere Anfragen, und „nach dem Film EMMAS GLÜCK, den ich 2005 mit Sven Taddicken drehte, hatte ich das Gefühl: jetzt läuft’s!“ Für EMMAS GLÜCK gab es zu Danielas Freude viel lobendes Feedback. „Der Film hat eine nachhaltige Wirkung hinterlassen. Viele Leute, die ihn gesehen haben, waren durch ihn bewegt, auf eine sehr positive Art und Weise.“

Pro Jahr dreht Daniela Knapp maximal zwei bis drei Filme. Auch aktuell hat sie wieder einen Film, GLEISSENDES GLÜCK (2015) unter der Regie von Sven Taddicken, den sie damals im Filmgestaltungsseminar kennenlernte, abgedreht.

Ein gutes Team, in dem man sich wohlfühlt und das Projekt gemeinsam angehen kann, ist Daniela Knapp sehr wichtig. „Ob ich ein Projekt annehme oder nicht, ist meist ein sehr komplizierter Prozess“, erzählt sie. „Kurzfristige Anfragen klappen fast nie. Meistens aber werde ich früh angefragt, dann hat man auch die Chance, im Hoffen und Bangen um das Gelingen des Films im Team zusammenzuwachsen, das ist eine sehr schöne Erfahrung. Natürlich muss dann auch die gegenseitige Sympathie mit dem Regisseur vorhanden sein, und die Thematik muss mich interessieren.“

Daniela Knapp ist Mutter von zweijährigen Zwillingen, seit deren zweitem Geburtstag arbeitet sie nebenher wieder. Jede freie Minute verbringt sie mit ihren Kindern, sehr gerne geht sie auch ins Kino. „Wenn ein Film richtig gut ist, vergesse ich dann auch die ganze Technik drum herum. Vor einem Jahr bin ich zufällig in der Premiere von WIR SIND JUNG, WIR SIND STARK von Burhan Qurbani gelandet, und den fand ich wirklich fantastisch.“

Ihren Traumberuf hat sie als Kamerafrau definitiv gefunden: „Wenn ich drehe, weiß ich‚ hier bin ich richtig’. Ich musste aber generell lernen, dass man in dem Job viel Geduld braucht. Man ist sehr abhängig vom Zeitplan der Projekte, und häufig wird eines verschoben, und man muss neu planen. Ein Teil meines Berufs ist nun einmal, dass man auch warten muss. Direkt nach dem Studium war das nicht einfach, aber ich habe mich dann doch so durchgehangelt, dass ich immer positiv genug war, um zu glauben, dass schon noch was kommen wird. Ans Aufhören habe ich nie gedacht. Und es hat sich gelohnt.“

Alumni-Profil

Autorin: Meike Katrin Stein