Alexander Landsberger, Absolvent Fernsehjournalismus

„Man lernt mit jedem Film dazu“

Manche Ideen finden Alexander Landsberger, bevor er sie überhaupt suchen kann. Dann geht der Absolvent von Bildungs- und Wissenschaftsfilm (heute: Fernsehjournalismus) auf Entdeckungsreise, um in den unterschiedlichen Themenbereichen nach spannenden Geschichten zu suchen.

Vom Laientheater bis hin zum Klavier spielen – Alexander Landsberger hat während seiner Schulzeit kreativ viel ausprobiert. Mit fünfzehn Jahren hegte der Hobby- Musiker dann den Traum von einer Karriere als Pianist. Er spielte am Konservatorium vor und wurde dort freundlich gebeten, mal zu schauen, wo seine Talente sonst noch so liegen. „Das war natürlich hart“, erzählt er, „aber auch ganz heilsam.“ Er lacht in Erinnerung an dieses Erlebnis. Anstelle der Musikerkarriere konzentrierte sich der gebürtige Bayer schließlich auf Film. Landsberger drehte einige Kurzfilme und „hatte damals überhaupt keine Ahnung von Auflösung. Aber ich hatte viel Spaß dabei und habe meine Freunde dazu genötigt mitzumachen“, sagt er schmunzelnd.

Dem Fernsehen auf der Spur

Während seines Studiums der Psychologie und Pädagogik kam er der Fernsehwelt dann von einer ganz anderen Seite nahe. Er bekam eine der Hauptrollen in der ersten deutschen Reality-Soap ABSCHLUSSKLASSE 2003 und der Folgesendung FREUNDE – DAS LEBEN BEGINNT. Ein guter Nebenverdienst zum Studium.  Gleichzeitig gab ihm der Job die Möglichkeit, Einblicke zu bekommen und zu sehen, „wie Fernsehen funktioniert“. Um diese Filmerfahrung reicher, bewarb er sich für einen Job in einer Produktionsfirma, die für BR-alpha das Jugendmagazin FREIRAUM produzierte. Dort arbeitete er an mehreren kleinen Beiträgen, bis sich die Möglichkeit auftat, eine Wissenschaftsdokumentation zum 200. Geburtstag von Charles Darwin zu realisieren. Gemeinsam mit seinem Kollegen Jens Jacobsen erarbeitete Alexander Landsberger eine Reihe von sechs Folgen, in denen Interviews mit Experten, aber auch Spielszenen enthalten sind. „Das war mein Einstieg in die Wissenschaftsfilmwelt“, sagt er.

Reflexion von Film

Nach drei Jahren als Autor und Regisseur für Fernsehdokumentationen suchte er nach Weiterbildungsmöglichkeiten. Beim Studienschwerpunkt Bildungs- und Wissenschaftsfilm an der Filmakademie hatte er „gleich ein gutes Gefühl.“ Landsberger wollte sich mehr Theorie zu seiner Filmpraxis aneignen, weitere Darstellungsformen kennenlernen und sich vor allem mit Gleichgesinnten austauschen. „Das Sprechen über Filme ist am Markt schwieriger als an der Filmakademie, bei der es das Ziel ist, eben genau das auch zu lernen“, sagt er. Viel mitgenommen hat der Regisseur durch die Reflexion der Filme während seines Studiums. Und auch durch die Kontakte, die er dort knüpfen konnte: „Wir sind in meinem Jahrgang schnell Freunde geworden“, erzählt er.

Zauberkunst im Film

Für seinen Diplomfilm JOHN MULHOLLAND – ZAUBERER IM KALTEN KRIEG ist Alexander Landsberger mit seinem Kameramann und seiner Produzentin zwei Wochen lang durch die USA gereist. Dort machten sich die drei auf die Suche nach großen Zauberkünstlern, wie John Mulholland einer war. Der Amerikaner schrieb während des Kalten Krieges ein Handbuch für die CIA, in dem er Tricks aus der Zauberkunst offenbarte. Das Handbuch wurde vor einigen Jahren wiederentdeckt. Mulholland erklärt darin beispielsweise, wie man Dokumente verschwinden lässt oder einem Menschen unbemerkt eine Giftpille in den Kaffee mischen kann. Den Film zu realisieren, war Alexander Landsberger ein echtes Herzensanliegen. Hier konnte er seine zwei großen Leidenschaften Film und Zauberkunst zusammenführen. Beide Disziplinen weisen seiner Meinung nach einige Parallelen auf. „Es geht beim Zaubern wie beim Film um Unterhaltung und Fiktionskunst und darum, eine Geschichte zu erzählen, die einen in den Bann zieht“, sagt er.

Klischee und Realität

Als eine wichtige Erfahrung empfand er zudem den Dreh des szenischen Kurzfilms PLATINUM für das Atelier Ludwigsburg-Paris. „Es war schön, auch mal fiktional zu arbeiten, weil mir die Arbeit mit Schauspielern viel Spaß bereitet“, sagt er. Der Film handelt von dem katholischen Jungen Felix, der sich in seinen besten Freund verliebt. Weil er mit seinen Gefühlen nicht zurechtkommt, wendet sich Felix an einen Arzt, der Homosexualität für eine Krankheit hält und ihn heilen möchte. Diese Geschichte wollte Landsberger unbedingt erzählen. „Die Freiheit, man selbst sein zu dürfen und nicht eingeschränkt zu werden durch Glaubenssysteme, ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt“, erklärt er.

Kürzlich fertiggestellt hat der Regisseur die Dokumentation DER ERSTE BULLE, die im Dezember 2015 erfolgreich auf Sat.1 lief und die sich mit der ersten deutschen Mordkommission befasst. Diese wurde im Jahr 1926 von dem Berliner Kriminalkommissar Ernst Gennat gegründet. „Super spannend an meinem aktuellen Projekt ist es, jenseits der Klischees zu sehen, wie die Realität denn wirklich ist“, sagt Alexander Landsberger. Wie arbeitet die Polizei heute, wie anstrengend ist das, und wie wird dort ermittelt? Diese Fragen unter der historischen Entwicklung seit 1926 zu untersuchen, interessiert den Filmakademie-Absolventen besonders.

Hinter den Kulissen

Zweifel an seiner Tätigkeit als Regisseur hat auch Alexander Landsberger immer wieder, doch meistens empfindet er diese als konstruktiv. Dann sieht er sich seine Arbeit noch genauer an und überprüft diese noch ein wenig detaillierter. „Schwierig wird es nur dann, wenn einen der Zweifel blockiert“, sagt er.

Landsberger ist dankbar, dass er sich in seiner beruflichen Laufbahn bereits viele Wünsche erfüllen konnte. Und dass er dabei das machen kann, was ihn am meisten fasziniert: hinter die Kulissen schauen und Orte nach Geschichten durchforsten, an die er sonst vermutlich nie gelangen würde.

Alumni-Profil

Autorin: Elena Preine